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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0327

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Wanderung über die hier aufgestellte Zierlichkeit und Mannichfal-
tigkeit und begreift es wohl, dafs namhafte Städte des Alterthums,
wie Aegina und Tarent, einen Theil ihres Ruhms den geschmack-
vollen Candelaberfabriken, die bei ihnen blühten, zu danken haben
konnten *).

Bei diesem vielseitigen, allgemeinen Gebrauch und Schmuck
der alten Lampen versteht sich's wohl von selbst, dafs sie sich
auch zu kleineu'Geschenken und Galanlerieen bei allerlei Veran-
lassungen wobl gebrauchen liefsen. Ein Freund trat eine See-
reise an, niao schickte ihm eine Lampe iu Gestalt einer Barke
oder eines kleinen Schilfchens und ein Tischchen mit Delphinen-
fiifsen dazu» Man wollte einem trefflichen Reiter oder Rofsliebha-
ber eia Geschenk machen. Man wählte dazu eine Lampe, an de-
ren Griff— denn auch die Griffe sind mit hundert niedlichen Bild-
werken geziert — eiu Pferdekopf stand, oder die selbst zu einem
Pferde gebildet war. Einem schönen Mädchen gab man eine
Lampe in der deutnngsvollen Form einer Venusmuschel. Von al-
len diesen finden sich im Passeri und jn den He reu Ianis cben
Lampen die zierlichsten Muster mit den sprechendsten Bildwer-
ken. Was Wunder also, dafs man sich der Lampe auch zu den
im Alterlhum so häufigen Neujahrsgeschenkeu (strenae) bediente.' **)

*) Um eine vollständige Ansicht der Candelaber zn haben, welche
auch in architectonischer Rücksicht vom gröfsten Nutzen sein könn-
te, müfste man mit den in Lucerne d'Krcolano LXXI1— XCIII,
i ; befindlichen anfangen und dann mit den prächtigen marmornen
Barherinischen, Vaticanischen u. s. w. aufhören, die Piranesi
in einem eigenen, mehr prächtigen als getreuen Kupferwerke ge-
geben hat. Die befsten Erläuterungen darüber gibt theils Vis-
conti zum Mus. Pio-Clement. T. IV. und V., theils die Akade-
mie der Ercolanesi zu den angeführten Kupfern pi 321 — 328., wo
auch die bekannte Stelle des Plinius von den einzelnen Vorzügen
der zwei berühmtesten Candelaberfabriken: Privatim Aegina can-
delabrorum superiieiem dumtaxat elaboravit, sicut Tarentum sca-
pos. In hoc ergo commendatio officinarum est, H. N. XXXIV, 6,
befriedigend erläutert und gezeigt wird, dafs in Tarent die Pro-
portion und Zusammensetzung der Schäfte, in Aegina die Bildne-
rei der Reliefs vorzüglich war.
**) Diese Art von Neujahrsgeschenken ist weder von Spon und Hier.
Bos Cm seinem Janutius s, de strena in Sallengrischen Thes, T.
II.) noch neuerlich von Gedicke (in der Berliner Monatschrift)
erwähnt worden. Selbst der lleifrige Conrector zu Lübeck, Mar-
tin Lipen hat in seiner strenarum historia cap. 3., wo er ganze
Füllhörner von Neujahrsgeschenken austheilt, diese Gattung nicht
gekannt, deren Andenken sich nur im üeberreste des bildenden
Alterthums erhalten bat.
 
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