Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0332

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
320

gute alte Janus sehr geduldig vom Dichter fcatechlsiren läf/st (1,
158.), die wahre Deutung geoffenhart:

Doch was will, so fragt' ich, die Dattel, die runz'Iige Feige

Und des Honigseims Süfs, wohl in den Waben verwahrt?
Gute Bedeutungen sind's, weil süfs der Geschenke Geschmack ist,
Dafs die begonnene Bahn ende das süfseste Jahr.

Ehen dahin gehört nun auch die siifse Eichel anf der. ande-
ren Seite, die, einst der Ärtocarpus oder die Brodfrueht der
Menschheit, auch später noch immer für alle übrigen Schalenfrüch-
te, Kaslanien und Nüsse gesetzt wurde*). Denken wir in das
danehen stehende Gefäfs Honig oder Wein, so bleibt es doch im-
mer das Zeichen des froheu Lebensgenusses, wenn es auch nicht
gewöhnlich gewesen wäre, selbst allerlei Gefäfse, Becher und
Krüge zum Neujahrsgeschenke zu schicken.

Und so sei denn diese Lampe mit allen ihren frohen Andeut-
ungen und Süfsigkeiten meinen Freunden auf diesen letzten. Ge-
burtstag des alten Jahrhunderts gewidmet! SüfsigkjB.il, keifst
es in jenem allen Rathsei des Orients, kpmmUfls d.em Star-
ken! Sieg und Süfsigkeit, möcht' ich rufen, komme zu dem
Starken, der seine Siege zum Frieden, seine Stärke zur Beruhig-
ung und Beglückung des Menschengeschlechts braucht! Die Lampe
selbst ist der Minerva heilig, der belhätigenden Göttin alles erfin-
derischen und verständigen Kunstfleifses. Sie sei uus ein schönes
Zeichen der zu innerer und äufserer Verschönerung hinsfrebehden
Thäligkeit, die nie umsonst nach dem Füllhorn des-Ucberlliisses
greift, und die bei den. allen Römern in der ersten'Nacht des
neuen Jahres bei der Lampe der Weisheit ihre Morgenlncubrätio-
nen zu gutem Anzeichen für alle folgende Nächte begann ff).

Man löschte nie im Allcrlhum das reine Flämmchen in der
Lampe aus, aber man belebte es wohl wieder durch hinzugegos-
senen Wein ***), und dann nies'to das Flämmchen zu glücklichem
Zeichen.

*) Vofs zn Virgil's Georgika p. 3.

i , . 1 ' I

**) Ovid's Festkalender I, 169. Yergl. Lipen, de strenis p, 432.

Tom. XII. Th. Gr.
***) Plutarch, Quaest. Rom. 75. T. VIII. p. 354. Hütt., macht es zu
einer eigenen Frage, warum man die Lampen nicht auslösche, er-
r'äth aber keinesweges die wahre Ursache, die sich aus den Zeiten
des rohen Alterthums herschreibt, wo man das Feuer aulbewahrte,
weil man es noch nicht nach Belieben anzuzünden verstand, Den
Wein gofs man ohne Zweifel dann in die Lampe, wenn das Oel
den Docht nicht mehr erreichen konnte. So ist die sonst unver-
ständliche Sitte (solet infuso ercscera namma mero, sagt Ovid, ex
 
Annotationen