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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0353

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ziergaug im Theater» Auch hier iu Dresden wollte er ja, seiner
wiederholten Versicherung zu Folge, ein Seil über die Elbe spau-
neu, wo sie am breitesten fliefst, und darüber mit einem Schub-
karren hinfahren! Das "wäre schon etwas gewesen*). Aber
dabin, wohin es die,, nur noch durch Spektakel wulb grofsen
Bewohner der Kaiserstadt an der Tiber seit den Zeiten des An-
gustus brachten, bringen wir es in der neuen Welt (dem Himmel
und allen guten Mächten sei Dank) schwerlich. Der lebendige
Knochenberg unter den Thieren, der Elephant, wurde, um die ab-
gestumpfte und übersättigte Schaulust der Römer zu reizen, Seil-
tänzer. Galba batte sieb in den Kuustannalen Roms dadurch ver-
ewigt, dafs er an dem Floralienfeste zuerst die Elcphanten als
Seiltänzer einführte. Und auch hier überbot bald der spätere
S.chauspielgeber den früheren. Hinauf und hinab mufsten dieso
gelehrigen Thiere den Seiltanz vollenden. Das Letztere, meint Pli-
nius, sei freilich das Schwierigste. Die Tollheit auf's Höchste
.rieb auch in diesem Punkte Nero. Das Seil, von welchem sein
Elephant herabstieg, war an dem höchsten Schwibbogen des Am-
phitheaters befestigt. Aber das Pikante bei der Sache war, dafs
statt des kleinen Mohren oder Kornak, der dem Elephant auf dem
Halse zu sitzen pflegt, ein Ritter von altem Geschlecht
sich'zu diesem halsbrecherischen Schnelldienste beim ernte **).

*) Der durch seinen Zodiacus vitae als Dichter bekannte Aoniiis Pa-
le arius erzählt in seinen Reden ^Orat. XI, p. 251, ed. Bremens.),
dafs er zu Lucca auf einem von der höchsten Thurmspitze an der
Galerie des Kathhauses herablaufenden Seil einen Forioso da-
maliger Zeit ohne Balancirstange habe Ii er ab tanzen seilen. Doch
der wahre Forioso erscheint in einer Erzählung des Simon Ma-
jolus, Dierum Canicularium T. I. p. 94. ed. Mogunt., wo er
berichtet, er habe in mehrere)! Städten der Lombardei einen Seil-
tänzer gesellen, der aus der asiatischen Türkei gebürtig gewesen;
dieser habe sich inwendig zwischen den Knieen zwei scharfe Dol-
che angebunden, die mit jedem Schritte ihn verwunden konnten,
und sei so mit gespreizten Knieen über das Seil weggetanzt.
Auch habe er sich ellenhohe Stöcke unter beide Füfse gebunden,
und sei auf ihnen, wie auf Stelzen, sicher über das Seil geschrit-
ten,

. **) Die Hauptstelle über die Elephanten als Seiltänzer ist beim Pli-
jiius Ylll, 2, 3.: Miruin inaxime, heifst es unter Anderem, ad-
versis funibus subire, sed regredi magis (sc. mirum), uti-
que pronis, denn wie leicht verlor da die ungeheuere Körper-,
masse den Schwerpunkt. Von Nero heifst es bei'ni Sueton c.
II,: Notissimus eques Romanus elephanto sunersedens per cata-
droimini decueurrit, mit der Erläuterung des Dio Cassius
p 996, 32, ed. Reim. Wer Harenberg'« und Cuper's Ele-
 
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