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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0374

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gleichlichen Wnndermanne im Geringsten nicht zum Nachtheil ge-
sagt seiu. Denn wenn auch Alles, was er mit unerschöpflicher
Neuheit uns hei jeder neuen Vorstellung preisgibt, auch schou hei
Anderen seiner Zunft einzeln eheu so gut, ja vielleicht noch
vollendeter zu sehen gewesen wäre, so ist doch das Beisammen-
sein von Allem in so seltenem Verein höchst ergötzlich; die leichte
Gewandtheit und behagliche Fröhlichkeit, womit Alles vor unseren
Augen ahgethan wird, wahrhaft aninuthig (denn auch in dieser
niederen Sphäre der Kunst ist die gröfste Kunst die, alle Kunst
völlig zu verbergen); die Gruppirung vieler aus einander hervor-
gehender Kunstgriffe und Täuschungen ganz dramatisch; und end-
lich die ganze Darstellung des Menschen selbst, sein zierliches
Händespiel, die Lebendigkeit des ganzen Vortrags und die Demon-
stration so ganz entfernt von aller marktschreierischen Aufdring-
lichkeit und Grofssprecherei, dafe wir recht wohl begreifen, wie
ein so geübter und feiner Mann in die Säle der Grofsen eingela-
den, in den Hauptstädten des Nordens mit unersättlicher Schau-
lust aufgenommen und hei seiner Wiederkehr an Plätze, wo er
früher schou bewundert worden war, immer neu sein konnte. Der
indische Jongleur, der vor acht Jahren hier auf beiden Theatern
die Zuschauer aus allen Ständen befriedigte, ist neuerlich in Co-
peuhagen getauft worden und hat sich verheirathet und zur Ruhe
gesetzt. Bosco sollte seine Laufhalm mit einer Autobiographie he-
schliefsen und seihe Schicksale uns selbst erzählen. Wie viele
Abenteuer würde er uns zu berichten, wie viel mit dem harmlo-
sesten Verrath nns zu enthüllen haben! Schwerlich wird er es in-
defs, mag ihm auch noch so mancher Kranz geflochten worden
sein, dahin bringen, wohin es der Kugelpraktikaiit Theodoros, laut
Berichts bei'm Atbcnäus, gebracht haben soll, von dessen Künsten
die Bewohner von Hisliäa (dem jetzigen Oreo auf Negroponl) so
entzückt wurden, dafs ßie ihm auf ihrem Stadtthealer eine Bild-
säule aus Bronze setzten, die eine von den Kugeln, den Werkzeu-
gen feiner Kunstfertigkeit, in der Hand hielt *). Unser kluger
Landsmann aus Italien würde es ja wohl vorziehen, eher sich selbst
als sein Bronzehild vergolden zu lassen!

*) S. Atkenäus I, 15, c, 34, p, 71, Schweigk,
 
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