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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0415

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Aufheiterung fehlen, wenn ich ihm Lei Hererzählung der Meinun-
gen über das Aller der Maskeraden die scharfsinnige Mnlhmafs-
ung des zu Anfang dieses Jahrhnnderls weil und breit heriihnifen
Rechtslchrers auf der Universität Wittenberg, des Herrn Ton Ber-
ger, anführte, der in einem sehr gelehrten Werke über die Mas-
ken und Maskeraden *) die erste aller Maskeraden geradezu in
der bekannten Fcigciiblaüschiirze unserer ersten Aeltern im Para-
diese sucht und auch wirklich findet, oder wenn ich den witzi-
gen Einfall eines italienischen Ahale **) berührte, der in dem
leuchtenden Angesichte Mosis, als er vom Sinai herabkam, die
Spuren der ältesten Maskirnng entdeckt und Allen, die znr Herr-
lichkeit jenes Lebens eingehen, ähnliche Licht- und Slrahlcnnias-
ken verspricht. Allein die meisten möchten doch bei diesen an-
tiquarischen Siebensachen herzliche Langweile empfinden, nnd was
wäre trauriger, als meine Leser, indem ich alle meine Erlesenheit
und meinen Scharfsinn etwa auf eine gähnende, maulaufspcrrende
Maske verwendete, die ans dem Alterthume zu uns gekommen ist,
selbst in deu Zustand des sympathetischen Mitgähneus versetzt zu
sehen! —

"Das Masken- und Thealerwescn — denn beides steht, -wie
bekannt, im ganzen Alterthume in der engsten Verbindung — hat
seinen Ursprung den ländlichen Einte- und Weinlesefeslen der äl-
testen Bewohner Griechenlands und Italiens zu danken. Aus dem
im Gesichte mit Weiuhefen übermalten bäuerischen Possenreifser
trat nach und nach der künstlich verJarvte Schanspielcr hervor.
Alle Processionen, alle Feierlichkeiten, geheime Einweihungen und
Feste, die dem Bacchus zu Ehren angestellt wurden, konnten ohne

*) S, Commentatio de Personis vulgo Larvis seu Mascheris, von der
Carnevalslust, critico, historico, morali et juridico modo diligen-
tius conscripta a Chr. Henr. Nobil. de Berger (Trf. 1723. 4.) c. I.
p, 23, Das Werk hat durch die beigefügten 153 Kupfertafeln,
welche Vorstellungen aller Scenen der Terenzischen Lustspiele aus
dem bekannten A'aticanischen Codex enthalten, seinen antiquari-
schen Werth und ist für manchen juristischen Streitpunct nicht
unwichtig; übrigens aber ist es eine geschmacklose und unver-
daute Compilation, die wohl schwerlich ohne den Namen ihres be-
rühmten Verfassers so oft mit Lobpreisungen citirt worden wäre.

**) Der Neapolitaner Pacichelli hat in seinem Schediasmate tripartito
de Mascheris*, capillamentis et chirothecis (Neap. 1C93,) p, 19,
diese scharfsinnige Hypothese aufgestellt, welche er mit folgendem
Beitrag zu den Aussichten in die Ewigkeit schliefst: Nec dee-
runt in coelesti patria hujusmodi metamorphoses ad intensius vel
reniissius gaudium juxta merita beatorum: tum proderit hic lusis-
se, veluti Cajus Caligula, qui vestes assumebat Jovi, Junoni, Ve-
nen et Dianae aecommodatasü
 
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