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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0427

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von Pompeji nnd Ilercnlannm wiedergefundenen Bauart, keine Häu-
ser von mehreren Stockwerken zu haben, (für die Aussicht hatte
man hei den Yillen und Landhäusern nn der See terrassenförmige
kleine Pavillons, tnrres) natürlich ganz abweichen, da hier auf
anderthalb Quadraliueileii wenigstens zwei Millionen Menschen auf
einander gehäuft wohnten *). Darum waren die Häuser hier so
hoch, dal's, wenn es im untersten Stockwerk brannte, man es
oben noch nicht wufste **). Diefs innfste nun nicht nur überhaupt
die Luft sehr verpesten und hundert verdriefsliche Miasmen erzeu-
gen , sondern auch an der Hübe der vou aufseu weifs getünchten
HSnser die Sonnenstrahlen vielfach zurückbrechen und könnt e,
besonders da, wo die Augen schon durch andere prädispouirende
Umstände gereizt und geschwächt waren, allerdings Entzündung und
andere Uehel stark vermehren. 2) Diese Lichtreflexe konnten bei
den in Rom wohnenden, sich fast den ganzen Tag in der Stadt
herumtreibenden und im Lichte, wie man ausdrücklich zu sa-
gen pflegte, d. b. vor dem Publicum, wirkenden Menschen —
denn ein sogenanntes Stubenleben kennt selbst jetzt der Ilaliener
kaum — um so schädlicher für die Augen werden, als wenigstens
in Rom selbst, in der Ordnung Niemand eine Kopfdecke irgend
einer Art trug ***) und diese durch allgemeines Herkommen fesl-
bestehende Barkiipfigkeit also auch nirgends etwas, was einem
Augensebirm ähnlich gewesen wäre, znliel's. Freilich trug man
im Theater unter den Kaisern mancherlei Arien von leder-
nen und wollenen Uebcrwüii'en gegen den Re»en , au welchen
Kapuzen befindlich waren, die man nöibigen Falls über den Kopf
ziehen konnte (cucullos, bardoeueullos), allein von Uuibrellos, Sou-
iienhüten und Schirmen, die von Männern in der Stadt getra-
gen worden wären, findet man sicher nirgends einen gilligen Be-
weis, Dagegen konnten 3) die sogenamilen Schwitz- und Dampf-
bäder (Stidationes, Laconica), welche besonders seit den Zeilen
August's in Rom so beliebt und ein weseutliches Bedürfnils der

*) Ohne die übertriebenen Berechnungen eines Lipsius oder gar
des Isaac Vossius anzunehmen, glaube ich doch, dafs Gib-
bon's Annahme, der (Decline and Downiall of the Roman Empire.
T. V. 1». 286. ed. Lorn!.) nur an 1,200,000 Einwohner rechnet,
viel zu gering ist für jene Weltherrscherin, die Lucan I, Sil,
generis hnmani cäpäcem nennt, Die Beweise liegen in den Korn-
und Brodvertheilungen.

**) Juvenal HI, 200. Zu der Hauptstelle bei Vitrnv II, 8. 17.
hat Schneider, Coniment, T, II, p. 135. Sichreres gesammelt.
Noch vollständiger findet man Alles bei Everard Otto, de tutela
viarum. P. III, c. 5. p. 476—481.

**) S. Lipsius, de Amphitheatr. c. 19. T. III. p. 1039 lf. Op. Dieser
•Sammler macht alle spätere Aehrenlese überllüssig.
 
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