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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0452

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So viel sieht indefs fest: immer mnls man die Beschreib-
ungen der griechischen Rliizotomen, des Theophrast und seines
Epilomalors, Plinius, auch hei der Bestimmung der Laserpflanze
zuerst befragen, Diefs ist auch in diesem Falle von Sauinaise
nnd Bode von Stapel in seiuem reichhaltigen Commenfar bis zu
Kurt Sprengel herab stets geschehen. — Theophrast hat an dem
uuvergefslichen Schneider seinen, tausend Wunden heilenden
Herausgeber gefunden. Aber Plinius liegt im Argen. Ihm ist der
wahre Erretter noch nicht erschienen.' Selbst in der Nachricht
vom Silpliium ist eine zweifelhafte Lesart, nach welcher es un-
bestimmt bleibt, ob die Blätter der Pflanze überhaupt abfallen,
oder nur im Frühjahre nach der Blüthe *). Wie dringt sich uns
also bei jedem Schritte, den wir in der Naturgeschichte der Allen
thun, die Notwendigkeit auf eines durch gewissenhaftere Ver-
gleichung der bisher nur oberflächlich benutzten, oder durch ganz
neue Yorgleielmng der noch gar nicht verglichenen Handschriften
allein zu erhallenden fehlerfreien Textes durch den zweckmäfsigen
Verein der kritischen Wort- und Sachkunde mit der jetzt zu weit
höherer .Vollkommenheit gesteigerten Kunst, Haudschriften zu prü-
fen , nach Familien zu ordnen und planinäfsig zu collationiren,
eines Unternehmens, das, wie die Sachen jelzt stehen, durchaus
nicht die Sache eines Einzelnen, sondern nur der Betrieb eines
ganzen Gelehrlenvereius, einer Akademie der Wissenschaften, ei-
nes über bedeutende Geldmittel gebietenden Gesainmtkörpers sein
kann, oder, wäre diefs nicht zu boifen, nach den Vorschlägen
des einsichlvollen Thier sc Ii in München, einigen, Wissenschaft
und Kunst fördernden Herrschern in uuserm Gesaiiinitvalerlandc
au's Herz gelegt werden mufs.

*9 XIX, 15. p. 14,: Folium ipsum vero deciduum, so las Ilardouin
und so hat auch Brotier in seiner Ausgabe. Allein alle älteren
Ausgaben hatten Folium vere deciduum. Nun ist diefs allerdings
ein halber ünsinn. Allein schon Sauinaise hat gezeigt, dafs Pli-
nius wirklich vere schrieb, indem er die Worte Theophrast's
VI.3.: «fit* ra fj>i ro nioimov ä<jpi'ij<r«, in seiner gewöhnlichen
Eilfertigkeit mifsverstand und cifjpii'vcu als verlieren verstand, wo
doch nur vom Trieb und Ansetzen der Blätter die Rede ist. Das ist
ihm oft begegnet, z.B. da, wo Aristoteles dem Frosche ihtet» ykiüvcxv
gibt', einen eigenthümlichen Bau der Zunge, Woraus Plinius ei-
nen peculiarem sonum macht, oder wenn er von gewissen Völ-
kern in Afrika erzählt: habent equum in oculis, und nicht wußte";
dafs im Original eine gewisse krankhafte All'ection des Au-

ges bezeichnet»
 
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