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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0455

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übermalt, aufzufinden. Fünf Jahre brachte der damalige Inspeclor
der Porzellausaminliing im japanischen Palais, Lecliner, ein
wahrer Virtuos im Fieckanspulzen, mit der Säuberung und Wie-
derherstellung dieser Teppiche zu, welche er dann auch unter seine
Aufsicht bekam. Dem Gegenstände nach sind diese die vorzüg-
lichsten unter der ganzen Reihe und völlig dieselben , wovon die
Carlons sich in Hampioncourt befinden. Wir können daher mit
gröfslcr Wahrscheinlichkeit annehmen, dafs der siebente Teppich,
der hier verloren gegangen ist, der Tod des Auanias gewesen sei.
Allein so sehr wir uns auch freuen würden, unsere Mitbürger in
der Meinung bestärken zu können, dafs wir durch Gunst des gro-
fsen Mediccers ein Gewand der Origiualtcppiche selbst besäfsen *),
so fordert es dock die weder durch Vorurtheil, noch Ueberlieferung
bestochene Ueberzeugung, dafs wir in ihnen nur eine weil spatere,
obgleich auch in Brüssel oder Arras gefertigte Nachbildung er-
blicken, laut auszusprechen. Unsere hiesigen Teppiche ermangeln
zweier Haupteigenschnften, wodurch sich die römischen Originul-
teppiche vor allen späteren Nachahmungen auszeichnen. Die nie-
derländische Teppichweberei bediente sich aufser der in allen Schat-
tirnngen glänzend und dauerhaft gefärbten Wolle und Seide für
die Gewänder, für Fleischfarhe, Naturgegenstände und Baulichkei-
ten, auch noch der Gold- und Silberfäden, um Gefäfse, Bordüren
um die Gewänder, Waffen und Rüstungen dadurch auszudrücken.
Und so wechseln Stoffe mit Metallfäden auch jetzt noch, wo so
Vieles verblichen und abgenutzt erscheint, auf den Originalleppi-
chen im Yalican. Der neueste Berichterstatter über die Rafaelischen
Teppiche und ihre Vorbilder in den Carlons, der sinnigste Be-
schauer und Beurtheiler derselben, Quatremere de Quiucy**),
der sie während seines mehrjährigen Aufenthalts in Horn oft mit

*) Diefs wird auch in der neuesten (durchaus erweiterten und viel-
bereicherten) dritten Ausgabe des neuen Gemäldes von
Dresden (hei Arnold 1824. 364 S. nebst 30 fein radirten und
zum Theit neu umgestochenen Ansichten vom Professor Rich-
ter} S. 231 f. versichert. Der iteifsige, im Nachbessern übermü-
dete Verfasser Lindau konnte sich natürlich nicht in eine müh-
same Untersuchung bei einer so grofsen Mannichfaltigkeit und
Fülle von Kunstgegenständen, die Dresden umschließt, vertiefen.
Ks eignet aber unseren artistischen Notizenblättern ganz beson-
ders, das Geschichtliche von mehreren Kunstschätzen, die hier ge-
zeigt werden, kritisch zu prüfen, wie diefs nocli vor Kurzem mit
dem grofsen Altargemälde der katholischen Hofkirche geschehen ist.

**) II est sensible, qif aneun emploi des Couleurs du peintre ne pou-
vait le disputer pour l'effet de l'illusion, dans tous ces objets, i,
l'emploi des Iiis mütalliques d'or ou d'argent, qui y rend fimita-
tion, a proprement parier, identique. Aussi, encore anjonrdhui,
 
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