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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0466

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wenn man den einen Fufs des Bettes höher als die andern drei stellte
und so <lie£s auf drei Füfsen schwebende Bett hin und her schaukelte.
Um die Genüsse des Scliaukelns mit denen des Bades zu vermählen, empfahl
Asklepiades die von einem andern Römer, seinem Zeitgenossen, dem
Sergius Orala (s. Hardouin zu Plin. IX, 79.") erfundenen Hängebäder
(balneas pensiles}, wo die Badewanne in der Schwebe hing. Denn so,
nicht vom Tropf- oder Douchebad, wie es nach Gumpert auch
Sprengel erklärt (Geschichte der Medicin, Th. M, S, 23. 2to
A.) mufs die Stelle des Plinius XXV. 3,: pensili balnearum usu ad in-
iinitum blandiebatur, erklärt werden, und so hat sie auch schon Blan-
chini, uiedicina d'AscIepiade, Discorso III. $. 9. erklärt.

Journal des Luxus und der Moden, X804, 8. 35.

87,

Die phrygische Mütze des Paris in den alten Kunstwerken bleibt
immer ein Abzeichen eines barbarischen Weichlinges. Mercur und Ulys-
ses tragen nur als Reisende einen Petasus, einen Reisehut. Dafür
hatte das mit reizenden Formen so innig vertraute Alterthum seine Blu-
menkränze und Zweiggewinde um den Kopf gewisser Götter und Hel-
den, von denen unsere Kunst, die in der Natur kein Original mehr
dazu tindet, oft eine so verkehrte Anwendung macht.

Journal des Luxus und der Moden, 1795, S. 404.

88.

Eine vollkommen phrygische Haube oder Tiara mufs eigentlich vier
herabhängende Laschen (Jredimicula) haben. Zwei breitere hängen hin-
ten herab auf Nacken und Schultern, Zwei andere schmälere werden
unter dem Kinn geknüpft. Die französischen Modistinnen würden sia
also in ihrer Kunstsprache bridons nennen. Wenn diese vorderen La-
schen nicht zugebunden sind, sondern lässig herabhängen, so bezeich-
net diefs, wie schon Meyer in den Propyläen Th. IV. S, 140. be-
merkt, oft Trauer, Denn in der Trauer ist im Begriff des classi-
schen Alterthums Alles aufgelöset. Oft sind indefs diese zwei Bänder
liinaufgesclilagen und oben über der Mütze zusammengeknüpft, wie an
dem sogenannten Florentiner Paris oder richtiger puer Mithriacus und
auf einem herrlichen Pariskopf in Caylus, Recueil T. III. tab. 31. mit
Caylus's Bemerkung. Sehr fein bemerkt Visconti im Museo Pio-Cle-
ment. Tit. II. p, 71, dafs diefs vom Künstler blos darum geschah, per
meglio scoprire il bellissimo collo, wobei allerdings die schon oft ge-
machte Bemerkung eines französischen Schönheitsrichters sich in Erin-
nerung bringt, dafs nur eine Dame mit einem dicken oder weniger
schönen Halse in die auch jetzt noch so gewöhnlichen Unterbindungen
zuerst willigen konnte. Den Alten wohnte hierüber ein weit feinerer Sinn
 
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