Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Burckhardt, Jacob; Dürr, Emil [Hrsg.]
Vorträge 1844 - 1887 — Basel, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30685#0342
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zu dem Gerede, womit die niederländische Kunstgeschichte stellenweise
heimgesucht ist (6).

Die Jahre 1623—1626 brachte van Dyck in Italien zu. Wir ver?
nehmen nicht, daß er irgend einen der damaligen berühmten Meister auf?
gesucht habe, auch nicht Domenichino (7), Albani oder Guido Reni oder
vollends die Nachahmer der Caravaggio; seinen niederländischen Landss
leuten in Rom und ihrer rauschenden Geselligkeit ging er aus dem Wege;
mit der Haupttätigkeit der Bolognesen, der monumentalen Fresko?
malerei, hatte er so wenig als Rubens eine Berührung; was er von KünsL
lern aufsuchte, waren einige große Tote, vor allem Tizian und Paolo
Veronese, gerade wie es einst sein Lehrer in Italien gehalten hatte; bei
Lehrer undSchüler ist es hingegen bezeichnend, daß beideCorreggio eher
umgangen haben. Von Tizian waren es außer den Porträts besonders
einige kirchliche und mythologische Bilder der frühern und mittlern Zeit,
welche auf van Dyck den größten Eindruck gemacht haben müssen,
indem das Wiederleuchten davon namentlich in seinen eigenen mytho?
logischen Malereien sich eigentümlich mit den Farben? und Lichtwerten
der Rubens’schen Palette verbindet.

Van Dyck hatte aber Italien betreten nicht nur als fertiger Künstler,
der wenigstens als Kolorist von keinem damaligen Italiener zu lernen
hatte, sondern als diejenige glänzende vornehme Persönlichkeit, als
welche er in der Erinnerung der Menschen lebt (8).

Van Dyck kam nach Italien wohl um zu lernen, aber wie ein fertiger
großer Meister lernt und wesentlich, um eine Laufbahn zu machen.
Rubens war einst viel unfertiger hingegangen.

Aus dieser Zeit stammen bedeutende religiöse und Altarbilder, wie
die Grablegung im Palazzo Borghese und die Bilder, die er für die Riviera
und für Sizilien gemalt hat (9). Aber vor allem wurde er für drei Jahre
der große Porträtmaler.

Die italienischen Maler hielten das Porträt für eine geringe Gattung,
woraus sich die geringe Ausbreitung der damaligen Porträtmalerei in
ltalien, ausgenommen in Venedig, erklärt. Der florentinische Hof hielt
sich bereits seinen Sustermans.

In diese Lücke trat nun van Dyck ein, und Genua holte, als es van
Dyck hatte, plötzlich nach, was es neben Venedig versäumt hatte. Van
Dyck hatte in Rom das Glück, sofort denselben Kardinal Guido Bentb
voglio zu malen, welcher bald darauf, etwa 1627, der erste Beschützer

326
 
Annotationen