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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 19.1922/​1923

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Staudhamer, Sebastian: Jubiläumsausstellung der deutschen gesellschaft für christliche Kunst
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Gehrig, Oscar: Die neugeordneten badischen Museen zu Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.55381#0086

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64 DIE NEUGEORDNETEN BADISCHEN MUSEEN ZU KARLSRUHE


wieder führend werden, denn die
Führungistnichtdurch die Masse,
sondern durch die geistige Kraft
der Führenden bedingt, und dann
wird neben der christlichen Kunst
eine edleProfankunst einhergehen,
die wir freudig begrüßen werden.
S. Staudhamer
DIE NEUGEORDNETEN
BADISCHEN MUSEEN
ZU KARLSRUHE
Von DR. OSCAR GEHRIG

». . Wir wissen seit Lichtwark,
daß es, der Kunst den Boden
zu ebnen, einer besonderen Po-
litik bedarf, daß die Liebe zur
Heimat, die Pflege alter Tradi-
tion die vornehmsten Hilfsmittel
sind.« R. Muther

I.
DIE BADISCHE KUNSTHALLE
TAie Leiter der deutschen Kunst-
museen haben etwa seit Kriegs-
ende, aller Ungunst zumTrotze,gewal-
tige Kulturtaten vollbracht, sei es auf
dem Gebiete der Neueinrichtung —
man denke an die Schloßmuseen — sei
es in der vielerorts notwendig gewor-

JOSEPH HUBER-FELDKIRCH HL.
Text S. S7
man diktieren wollen, welcheRichtung
sie einschlagen müsse, um von der Kri-
tik als moderne christliche Kunst an-
erkannt zu werden. Wir wollen der christ-
lichen Kunst nicht das Horoskop stellen, aber
desto dringender wünschen, daß sie in Frei-
heit und Sorglosigkeit unter Führung hoch-
begabter Meister und in liebevoller und be-
scheidener Begleitung der Kunstfreunde und
der Presse den Wegaufwärts weiterhin wandle
und die ihr gebührende Stelle im christlichen
Geistesleben erlange. Es wird der christlichen
Kunst nicht so bald vergönnt sein, in den
Ausstellungspalästen und Handelssälen der
Profankunstdem breiten Publikum vor Augen
zu treten. Sie wird auch nicht so schnell
eigene Ausstellungen allerwärts veranstalten
können, denn dazu bräuchte sie eine ganz
andere Unterstützung und bessere Zeiten.
Darum müssen wir sie an jenen Stellen auf-
suchen, die sie einstweilen sich zu schaffen
imstande war :in AusstellungenderDeutschen
Gesellschaft für christliche Kunst, in deren
Jahresmappen und Zeitschriften. Wenn die
christliche Kunst einen fruchtbaren Boden
findet, so wird sie trotz dem ungeheueren
zahlenmäßigen Übergewicht der Produkte,
welche die Profankunst auf den Markt bringt,

AUGUSTIN denen zeitgemäßen Neuordnung. Im
folgenden greifen wir ein besonders
schönes Beispiel heraus, die Badische
Kunsthalle zu Karlsruhe, die nunmehr mit dem
benachbarten Landesmuseum im Rokokoschloß
und dem Theater einen förmlichen Kunstbezirk
bildet. Wer die Galerie vor 1919 noch gekannt hat,
steht jetzt vor einem Novum; hier wird ähnlich
wie auch im Germanischen Museum in Nürnberg
von innen heraus um- und durchgestaltet. Die Ga-
lerieleitung (Dr. Storck) hat sich in selbständiger
Weiterführung Lichtwarkscher Gedanken eine
doppelte Aufgabe, die über die Erhaltung und
Vermehrung hinausgeht, gestellt: einmal die Be-
stände in einer durch den Sammlungsinhalt gei-
stig bestimmten Ordnung aufzuteilen, Wesent-
liches in der Wirkung zu steigern, dann aber mit
der Umstellung die Eigenart und Wirkungsgrenze
des Museums, eben der charakterisierten Landes-
kunsthalle, auch individuell festzulegen. Nach ihrem
Gehalt ist die Karlsruher Galerie unter den Museen
zweiten Ranges an eine bevorzugte Stelle zu setzen;
es galt jetzt aus ihr einen Typ zu schaffen, bei dem
lokal bedingte Bewegungsfreiheit frühere Erstar-
rung verdrängte, neben das rein museale Programm
ein aktives zu setzen als produktiven Faktor des
gesamten südwestdeutschen Kulturlebens. Aus dem
Gesagten ergibt sich die Sammeltendenz: Ergän-
zung des durch den Freiburger Domkapitular v. Hir-
scher (im frühen 19. Jahrhundert) begründeten
Hauptbestandes an altdeutscher, besonders ober-
rheinischer Kunst (die u. a. auch Stuttgart und
Berlin aus derselben Quelle zufloß); die Bedeutung
des Oberrheingebietes für die deutsche Kunst nach
1400 ist heute ja offenkundig genug und über alle
provinzielle Engigkeit erhaben. Grundsätzlich soll
dann in den hiesigen altdeutschen Sälen ergänzend
eine organische Verbindung der Malerei mit Plastik
 
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