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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 19.1922/​1923

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Doering, Oskar: Der Tiroler Maler Friedrich Hell
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Staudhamer, Sebastian: Paul Thalheimer
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https://doi.org/10.11588/diglit.55381#0160

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132

PAUL THALHEIMER

P. THALHEIMER ZUR VÖGELPREDIGT
Vgl. Abb. S. 122


Formen besitzt»Das Rauschender Berge«mit
den großzügigen Überschneidungen einer
schräg horizontalen Felskette gegen die
Senkrechte eines Felsturmes. Tn kühner Li-
nie steigt die Felsnadel der »Lärmstange«
(im Tuxertal) in die Lüfte, Licht und Schat-
ten verteilen sich wirkungsvoll. »Edelweiß«
heißt eine ernste grüne Felslandschaft mit
vorwiegend vertikalen Formen, starken
Schlagschatten und der weißen Gestalt eines
Mädchens. Mildere Töne walten in einer
»Frühlingslandschaft«, düstere Stimmung
in einem über Uderns aufsteigenden Gewit-
ter. — Hell ist auch bedeutend als Bildnis-
maler, der mit scharfem Blick in das Wesen
der dargestellten Personen eindringt. Doering

PAUL THALHEIMER
(Abb. S. 119—132)
TTer Künstler, der sich diesmal bei den
Lesern einführt, dürfte noch öfters und
mit immer ausgereifteren Werken vor ihnen
erscheinen.

Paul Thalheimer ist am 25. Mai 1884 zu
Heilbronn am Neckar geboren. Zunächst
widmete er sich dem Kunstgewerbe. Der
Malerei wandte er sich erst seit 1906 an
der Stuttgarter Akademie, als Schüler Pötzel-
bergers zu. Von 1908 an studierte er in
München bei Halm und Ludwig Hertericli;
später besuchte er die Komponierschule
des letzteren. Im Jahre 1914 stellte Thal-
heimer bei der Secession in München aus.
Der Krieg unterbrach seine künstlerische
Tätigkeit, die er erst 1919 wieder aufnehmen
konnte. Nun führte er einen im Felde ge-
faßten Gedanken aus: er malte in Tem-
pera eine Pieta (70 * 125 cm), aus wel-
cher die Herbigkeit Grünewaldscher Gotik
spricht, eine den erschütternden Kriegserleb-
nissen entsprechende Trauer redet, welche
auf die Schönheit im gewöhnlichen Sinne
verzichtet. Seither hat der Künstler einige
größere Aufgaben erledigt und außerdem
Tafelbilder und graphische Arbeiten ge-
schaffen. Es entstanden 1919 die Fresken-
bilder in der Kirche zu Neuburg in Württem-
berg. (Abb. S. 120 und 121.) Bei einem Wett-
bewerb im Jahre 1920 für Entwürfe zu einem
Deckengemälde der dem hl. Antonius von
Padua geweihten Kirche zu Ingolstadt ging
Thalheimer als Sieger hervor. Die Abbil-
dungen nach Kartons (auf S. 122—124 und
S. 132) geben eine sehr günstige Vorstellung
von der Lösung der recht schwierigen Auf-
gabe. Wir sehen geschildert, wie der hl. Anto-
nius, um die harthörigen Menschen heilsam
zu beschämen, den emsig aufhorchenden
Vögeln predigt, wie dadurch das Volk für
des Heiligen Wort aufnahmefähig wird und
wie der Heilige durch das Wunder, daß ein
Esel vor dem Allerheiligsten das Knie beugt,
die Zweifler von der Gegenwart Christi in
der heiligen Hostie überzeugt. Schön ist auch
eine andere Aufgabe gelöst, die sinnig ge-
stellt war: die Darstellung, wie Moses Was-
ser aus dem Felsen erweckt und wie die Israe-
liten das Manna auflesen. Das Bild (Abb.
S. 128) befindet sich im Speisesaal des Lehrer-
seminars in Eichstätt. Die auf Seite 119 ab-
gebildete Grablegung schmückt eine Außen-
seite der Kriegsgedächtniskapellc der Braun-
kohlen-Industrie A. G. in Schwandorf. Sie
zeichnet sich durch ihre Innerlichkeit und
die zwanglose, aber zwingende Linienführung'
der Komposition aus. Bei den Ölgemälden
zielt Thalheimer auf stimmungtragende
Licht- und Schattenwirkungen ab.
S. Staudhamer
 
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