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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 19.1922/​1923

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Ein neues Werk von G. Busch
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Zils, Wilhelm: Ein Kriegsgedächtnisaltar von Franz Drexler
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https://doi.org/10.11588/diglit.55381#0183

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EINE KRIEGSGEDÄCHTNISKAPELLE VON FRANZ DREXLER

153


GEORG BUSCH BEWEINUNG
Holzgruppe auf dem Kriegsgedächtnisaltar einer Seitenkapelle im Dom zu Bamberg. — Vgl. Text S. 152

kleidet ist Magdalena, dunkelbraun sind die Locken
der beiden Männer. Das Weiß des Tuches schafft
Unterbrechung und Belebung. Der tiefe Ernst, der
in den Gesichtern und Haltungen, Formen und
Farben sich kundgibt, entspricht in ergreifender
Art dem Zwecke des Denkmals1).
EIN KRIEGSGEDÄCHTNISALTAR
VON FRANZ DREXLER
Von W. ZILS-MÜNCHEN
(Abb. S. 133 und 134)
Eine der schwierigsten Aufgaben, die der christ-
lichen Kunst gestellt werden können, bildet
die Wiedergutmachung einer in der Zeit ihres
Entstehens zwar gut gemeinten, aber ästhetisch
wenig ansprechenden Idee nach den inzwischen
geläuterten Begriffen von der Schönheit des christ-
lichen Kunstwerkes.
So war im Jahre 1885 in der Unterkirche der
in den Jahren 1709/10 wahrscheinlich nach den
Plänen des Hofarchitekten Viscardi2) von dem
Münchner Maurermeister Manhard und dem Zim-
mermeister Kirmay er zur w’ürdigen Feier des i5ojäh-
rigen Bestandes der deutschen Kongregation (Män-
nerkongregation) erbauten Bürgersaalkirche eine

’) Vgl. Antn. S. 154.
2) Nach Aufleger kommt neben Viscardi auch der Architekt
Hofbaumeister Joh. A. Wolff für den Riß in Betracht.

Lourdesgrotte errichtet worden. Das Gewölbe unter
dem Betsaal barg in früheren Jahrhunderten die
Druckutensilien und das Lager der Monatsheiligen.
Präses Schmitz ist es gewiß als Verdienst anzu-
rechnen, daß er im genannten Jahr diesen Raum
durch Aufstellung der Grotte und der Kreuzweg-
stationen, die die Brüder Sprenger für eine Kunst-
anstalt Münchens anfertigten, zum Ort der An-
dacht umgestaltete. Aber wenn je die Aufstellung
einer Lourdesgrotte, bar jedes künstlerischenEmp-
findens, als verfehlt bezeichnet werden mußte, so
hier, wo in der Oberkirche die Kunst aus dem
Anfang des 18. Jahrhunderts mit hervorragenden
Werken (wie mit Knollers langsam aber stetig
verfallendem Deckengemälde) vertreten ist.
Die Anregung, diese Lourdesgrotte im Jahre
1921 durch einen Kr iegsge däch tnis al tar für
die gefallenen Mitglieder der Marianischen Kon-
gregation zu ersetzen, darf daher als glücklich
bezeichnet werden, um so mehr, als der ausfüh-
rende Künstler Bildhauer Franz Drexler1) die
glücklichste Lösung fand. Auch hier beherrscht
das Muttergottesbild die ganze Anordnung. Aber
wie ganz anders ist die Auffassung als bei der
Lourdesgrotte! Die Patrona Bavariae sitzt mit
demChristuskindauf demaus der Rückwandheraus-
wachsenden Thronsessel. Zwei Putten, echte Ge-
stalten der zart-innigen Kunst Drexlers,blicken ver-
trauensvoll zur Beschützerin des Bayernlandes. Die

J) Näheres über den Künstler s. Die christl. Kunst, XIII. Jahr-
gang, S. 329 ff-
 
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