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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 19.1922/​1923

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Staudhamer, Sebastian: Künstler und Auftraggeber
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Doering, Oskar: Die Tiroler Künstlerin Martha Strele
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https://doi.org/10.11588/diglit.55381#0196

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i66

MARTHA STRELE


ist nicht an der Zeit, kleinlich um artistische
Fragen zu streiten, wir wollen es den Künst-
lern überlassen, wie sie untereinander in sol-
chen Dingen zurechtkommen, wir wollen
den bewährten Meistern nicht in die Arme
fallen in einer vagen Erwartung zukünftiger
Großtaten Unbekannter und den Werden-
den wollen wir zu innerer Ertüchtigung Zeit
lassen. Allen aber müssen wir durch Hin-
wegnahme ihrer wirtschaftlichen Sorgen
den Aufstieg erleichtern.
DIE TIROLER KÜNSTLERIN
MARTHA STRELE
(Vgl. Abb. S. 165 — 168)
TAie in Brixen geborene, jetzt in Innsbruck le-
bende Landschafts- und Bildnismalerin Martha
Strele gehört zu den jungen Mitgliedern der außer-
halb ihrer engeren Heimat im ganzen nicht sehr
bekannten Tiroler Künstlerschaft. Schon früh-
zeitig machte sich in frisch tätiger Vorliebe für
Blumenmalen ihr Talent geltend. Sie besuchte die
Gewerbeschule zu Innsbruck, genoß dann zwei
Jahre hindurch den Unterricht des dortigen Malers
Hugo Grimm, der sie vor allem sehen und den
Geist der Natur empfinden lehrte1). Auf den Rat
F. von Defreggers ging sie dann nach München,
wo sie als Schülerin Feldbauers an Freiheit, Sicher-

1) Über diesen Künstler erscheint ein Aufsatz im nächsten
Jahrgang. Die Red.

heit und Kraft der Maltechnik gewöhnt wurde.
Doch fühlte sie selbständig genug, um dem starken
Vorbilde gegenüber nicht in nachahmerische Ma-
nier zu verfallen. Durch bewußte Trennung von
der Feldbauerschen Malweise rettete sie ihre eigene.
Allerdings geschah dies zunächst durch Rückkehr
zu dem Grimmschen Einflüsse, der noch in nicht
wenigen ihrer früheren Bilder erkennbar blieb;
neuerdings tritt auch er in den Hintergrund. Die
Eigenart ihres Talentes und der Art, in welcher
es sich ausspricht, rechtfertigen es, der Kunst von
Martha Strele hier zu gedenken.
Mit sicherer Beherrschung der äußeren, tech-
nischen Mittel, mit einer zeichnerischen Gewissen-
haftigkeit, die bisweilen geradezu kennzeichnendes
Merkmal ihrer Werke wird (man sehe z. B. unser
Bild mit dem dürren Baume!) entwirft sie ihre
Öl- oder Pastellgemälde, ihre in Bleistift durch-
geführten Studien. Klare Linie zeichnet das alles
aus, gleichzeitig bisweilen eine Flächigkeit, welche
derartigen Bildern dekorative Wirkung verleiht,
ohne doch diese hierdurch einseitig anzustreben.
Die Streiesche Feinheit der Licht- und Schatten-
verteilung offenbart sich in allen ihren Land-
schaften, daher auch in denen, die unsere Bilder
wiedergeben. Zu ihren schönsten derartigen Wer-
ken gehört der »Birkenhain« (Abb. oben) mit der
lichten Klarheit des Vorder- und Hintergrundes,
die durch die Kraft des Mittelgrundes unterbrochen
werden, während die Abstufung seiner Dunkelheit
gleichzeitig geschickt als Überleitung dient. Ähn-
liche Vorzüge bei allerdings nicht so ausdrucks-
vollem Vordergründe zeigt das großzügige, gleich-
falls in Pastell ausgeführte »Brandjoch« (Abb.
S. 167). Glücklich ist in dem Birkenhain auch die
Behandlung der Lüfte; gerade in letzterer Be-
 
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