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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0428

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Erhaltung alter Städtebilder.

Wir stellen also im Interesse der Denkmalpflege, insbesondere des
Schutzes alter Städtebilder die Forderung auf, daß bei Fluchtlinien-
festsetzungen in Altstadtbezirken soweit wie irgend mög-
lich die alten, natürlich gewordenen Baulinien beibehalten
werden sollen, und brauchen dabei, so sehr auch für die eben geschil-
derten Begradigungen Verkehrsrücksichten ins Feld geführt werden, doch
nicht zu fürchten, uns der Rückständigkeit schuldig zu machen, denn dafür, daß
Unregelmäßigkeiten der Straßenwandungen modernen Verkehrsanforderungen
nicht hinderlich sind, sind vielfache Beweise erbracht, zum Beispiel in der
gewiß verkehrsreichen Altstadt von Nürnberg. Auch über Alt-Nürnberg
schwebte vor kaum einem Menschenalter das Damoklesschwert des Lineals
und des Zirkelschlags: Im Jahre 1878 bearbeitete Gnauth einen Bebauungs-
plan, in welchem die vom Bahnhofe zum Herzen der Stadt führende König-
straße zu einer geradlinigen Prachtstraße und regelmäßigen Platzanlage
nach Wiener Vorbild umgestaltet werden sollte. Wälle und Stadtmauern
und das herrliche Frauentor sollten fallen und nur der runde Frauenturm
sollte als einziger Zeuge einstiger Herrlichkeit erhalten bleiben (s. Abb. 2).
Dieser Entwurf blieb Gott sei Dank unausgeführt, aber wenige Jahre
später begann man mit der Begradigung der Altstadtstraßen nach den im
Laufe der siebziger Jahre aufgestellten Plänen, und es bedurfte der ganzen
Tatkraft des jetzigen Oberbaurats Weber, Ende der achtziger Jahre die
Aufhebung dieser Fluchtlinienfestsetzungen zu erwirken und so unserem
Vaterland eine Reihe der schönsten Städtebilder zu erhalten — dem Ver-
kehre wurde damit gewiß nicht geschadet.

Abb. 3. Nürnberg, Fluchtlinienplan für die Umgebung des
Hauptbahnhofs.

(Die punktierten Linien stellen die frühere Baulinienfeststellung dar.)
 
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