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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0449

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Erhaltung alter Städtebilder.

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Themas, vielleicht der Denkmalpflege überhaupt, berühren. Aber fürchten Sie
nicht, daß ich damit Ihre Zeit noch lange in Anspruch nehme, denn ich meine,
so viel schon über dieses Thema geredet und geschrieben ist, so wenig läßt es
sich erschöpfen, so wenig läßt es sich aber auch in bestimmte Regeln kleiden.
Nirgends gilt der Satz: »wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, so sehr
wie hier. Diesen zu zeigen,
eignet sich aber weniger das
Wort als das praktische Bei-
spiel, und solches werde ich im
Folgenden durch eine größere
Zahl von Bildern vorführen.

Daß es eine Ehrenpflicht
der Städte ist, in den Resten
ihrer Stadtbefestigungen die
markigsten Zeugen ihrer Ent-
wickelung zu erhalten, daß viele
aber, trotzdem sie in den Ver-
dacht kommen müssen, sich wie
Parvenüs ihrer Vergangenheit
zu schämen, sich dieser Pflicht
zu entziehen suchen, brauche
ich hier wohl nicht zu erörtern.

Ich erwähne nur, daß ich in der
kurzen Spanne Zeit, wührend
welcher ich Konservator der
Denkmäler der Provinz Sachsen
wrar •— l1^ Jahr —, über ein
Dutzend Mal für alte Befesti-
gungsanlagen bezw. Teile von
solchen eintreten mußte. In
den meisten Fällen ist es denn
auch wieder, wenn die übrigen
Schlachtrufe der expansions-
durstigen Stadtväter, wie
Schaffung von Licht und
Luft“ oder «Krieg dem finstern

Mittelalter“ und dergleichen verbraucht sind, der böse «Verkehr“, der als
schweres Geschütz aufgefahren wird —, oft natürlich nur als Deckung
für allerlei spekulative Interessen. Wer aus diesem Kapitel etwras
Näheres zu erfahren wünscht, der lese Helferts obenerwähntes Schriftchen
«Eine Geschichte von Toren“, er wird eine schmerzlich-vergnügte Stunde
haben.

Da es sich fast immer um kleinere Städte handelt, die noch diesen
Kampf aufzunehmen versuchen, weil die großen die geringen Reste, die ihnen
ein glücklicher Zufall aus einer bösen Zeit des Städtebaues gelassen hat,
zumeist zu wahren bestrebt sind, brauche ich nach dem, was ich eingangs
über Wertung des Verkehrs gesagt habe, nicht weiter auszuführen, wie falsch
es in den meisten Fällen ist, Verkehrsinteressen gegen diese Reste alter Be-
festigungsanlagen ins Feld zu führen.

Abb. 18. Querfurt, Burggraben ohne
gärtnerische »Verschönerung« (Beispiel).
 
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