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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

DOI issue:
Heft 10 (2. Februarheft 1916)
DOI article:
Avenarius, Ferdinand: "Ein Gewaltstreich gegen das deutsche Wirtschaftsleben"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0156

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Rechten bis zur' äußersten Linken und wie von den Werdenden so von den
Führern. Die Sozialdenrokraten aber, denen man in München unsre
Bestrebungen schief beleuchtet hat, möchten wir an die neuerlichen Be-
trachtungen des Arbeiterführers Winnig in der Chemnitzer „Volksstimme"
erinnern. Daß Wertarbeit an sich Steigerung der Löhne, Verbesserung der
Entlöhnungsformen, Stabilisierung des Arbeitsprozesses nach Ort und Zeit,
kurz wesentliche Veränderungen im Arbeitsverhältnisse zugunsten des Ar«
beitnehmers mit sich sührt, hat gelegentlich dieser Ausführungen eben erst
wieder die „Soziale Praxis" betont; die Veredelung der gewerblichen
Arbeit hilft selbsttätig die Interessengegensätze zwischen Anternehmer- und
Arbeiterschaft abzuspannen. Dient ein Warenbuch, das den Schund aus-
zuschalten sucht, auch wenn er noch so „stark gefragt" und „Hochmodern^
ist, der Veredelung der gewerblichen Arbeit nicht?

Alles Geschelt auf das Warenbuch als Ganzes wirft vielleicht schon
die einfache Frage um: weiß irgendeiner der tzerren ein besseres?

(A

^T ber wir wünschen uns Kritiker auch bis ins Einzelnste des
^Warenbuchs und wünschen uns Kritiker unserer gesamten Arbeit mit
dem Warenbuche und über es Hinaus.

Sachliche Gegner sind Mitarbeiter. Und nicht nur wegen der
Geschmackfragen brauchen wir die. „Diese Genossenschaft", sagte bei ihrer
Gründung die zugezogene juristische Autorität, „ist die erste, bei der die
Geldgeber ihr Recht auf Warenauslese zu großem Teil an Mchtgeldgeber
abtreten." Was die „Dürerbund-Werkbund-Genossenschaft^ anbietet, darüber
entscheidet ja bei Meinungsverschiedenheiten gar nicht sie, sondern die
Mehrheit stände dann den Vertretern der beiden Bünde und letzten Endes
jenem obersten Beirat zu, dessen Mitglieder ich aufzählte. Daß die Kauf-
leute dem zustimmten, bedeutet für die Umgestaltung unsres Wirtschafts-
lebens einen „Präzedenzfall". Wiederum im antikapitalistischen
Sinne. Die Münchner Gegner ahnen ganz recht: auch sonst noch bedeutet
diese Gründung Reues. Ein altangesehenes Fachblatt schreibt davon, daß
sie geeignet scheine, auch „unsere ganze kunstgewerbliche Erzeugung in
neue Bahnen zu leiten". Aber es begrüßt das, denn es sieht darin
keinen „Schlag gegen das deutsche Wirtschaftsleben", sondern seine Be-
freiung von nachschleppenden Fesseln. Darüber und über noch manches
sonst, das mitwirkt, läßt sich fragen, antworten, versuchen, arbeiten. Die
hier unternommene Sache bedeutet den ersten Schritt auf so weitem und
so schwierigem Wege, daß uns, wir wiederholen das, jeder sach «
liche Kritiker willkommen ist.

Ieder sachliche Kritiker. Anser Reformversuch mußte sich gegen eine
Menge von geschäftlichen Interessen wenden, ein erregter Widerstand
war also zu erwarten. Man kann auch eigene Privatinteressen guten Glau-
bens mit Necht verfechten. Auch der geschädigte oder bedrohte Interessent
kann sachliche Gründe zur Gegnerschaft haben. Ans scheint: das pflegt
dann daran kenntlich zu sein, daß er erstens seinen Ramen nennt und
zweitens nicht verdächtigt.

Von den Münchner Angriffen gegen uns sind die der einen Zeitung
 
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