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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [2]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0068

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dem gottesdienstlichen Gebrauch entzogen; anfangs wurde das
Garn der Weber darin gewogen, dann diente sie als Schmalz-
magazin, woher sie auch bis heute im Volksmnnde unter dem
Namen das „Schmalzhäusle" laust. Es ist das große Ver-
dienst des überhaupt um Ulm und das Münster hochverdienten
Professors E. Mauch, durch Ankauf dieses ehrwürdige, jetzt
in Stiftungseigentum übergegangeue Denkmal vor naheliegen-
der Zerstörung gerettet zu haben. Dieselbe ist seit einiger
Zeit außen restauriert, innen aber nicht mehr für den Gottes-
dienst eingerichtet. Gruft befand sich keine (?) unter derselben,
sondern noch aus den Zeiten des früheren Bebenhäuserhofes
her Keller. Auf einer der in der Bessererkapelle ausgehängten
Besfererschen Familientafeln ist (bis 1499) u. a. auch eine
„Fraw Ursula Ranibolti mit jereu Döchteren" aufgeführt.
Joh. Rembolt war um 1618 Maler in Ulm. Joh. B. Rem-
bolt, Patrizier von Augsburg, Prälat des Papstes Paul und
Auditor der Rota, Kanonikus am bischöflichen Ordinariat zu
Freisiug im Jahre 1618 und Dompropst daselbst 1618 (gest.
am 19. November 1626); Mathäus Rembolt war um 1635
Kupferstecher zu Ulm und lieferte u. a. zu Jof. Furtenbachs
Buche über die Baukunst mehrere Kupferstiche; auch hat man
von ihm eine Tstrcllitecturu privutm, iol. Augsburg 1641.
Ein sehr geschickter Künstler war der Silberdrechsler Joh.
Christoph Rembolt in Augsburg, welcher u. a. auch im Jahre
1710 im Wölfischen Verlag ein aus dem Französischen über-
setztes tüchtiges Werk von der Perspektivkunst mit Zusätzen
herausgab. Um 1650 erscheint ein Kupferstecher und Kunst-
händler Lukas Rembolt in Ravensburg. Im vorigen Jahr-
hundert hielt Richard Nembold eine Druckerei und Buchhand-
lung zu Paris. Joh. Jakob Rembolt, von welchem es ein in
40 gestochenes Bildnis von Kilian giebt, war um 1625 Du-
umvir zu Augsburg und Hofrat des Kaisers Ferdinand II.
Leopold Rembolt, von welchem es ein durch Gabr. Decker
lithographiertes Porträt giebt, war Or. meä., Universitäts-
Professor und Schriftsteller zu Wien von 1787 bis 1844.
43. Der Falben Altar zu Aller Heiligen, so inu der alten
Pfarrkyrchen, vor dem Frawenthor, da der Kirchhof.
Die Falb — ein altes aus Westerstetteu stammendes,
längst ausgestorbeues (von Fabri unter den Ulmer Patriziern
nicht angeführtes) Geschlecht. Dieser Altar stand schon in
der alten vor dem Frauenthor gelegenen Pfarrkirche, in welche
denselben Berthold Falb (jedenfalls noch im 14. Jahr-
hundert) gestiftet hatte. Derselbe wurde hierauf in die neue
Pfarrkirche, das Münster, übersetzt. Im Jahre 1431 stiftete
dann Heinrich Alber (Aulber), genannt Falb, Bürger in Ulm
namens seiner st Muhme Anna Ravenstein von neuem eine
ewige Messe in das Münster, „so izo die Löwen einuemeu".
Siehe „Dotation Heinrich Aulbers, genannt Falben w."
ans dem ehemaligen gräflich Schenk-Castelschen Archiv zu
Oberdischingen von Pfarrer Seusfer in den Ulmer Münster-
blätteru 3. u. 4. Heft (1883) S. 62—64. („.... Das Anna
Nauenstainiu min mume selig vor ihr geheppt und gemaint
hat, das nach irem tode von irem verlaßen gute aiu ewig
messe soll von nuwem gewidmet und gestifftet werden in vnser
frowen kircheu hie ze Vlme, der ich und min erben lehenherru
wesen und sin sötten" re.) Es gab auch ein — von dem
Steinmetz Pirenstein wahrscheinlich in den Chor gefertigtes —
„Fenster der Navensteinin." — Heinz Falb war Pfleger der
Pfarrkirche in Ulm von 1430—1433. Albrecht Falb kaufte
1419, nach Ocnli, den Kirchensatz nebst anderen Gütern in
Radelstetten von Ulrich Vetzer, d. j., was dessen Sohn Bert-
hold Falb im Jahr 1433 wieder an Margarete Roth, Peter
Echingers Witwe, verkaufte. Im Jahre 1498 präsentierte

Barbara Falb den Priester Georg Blaicher zu der Falbst^'
Meß in Allerheiligen vor der Stadt. — Alber, wie M
scheints die Falb auch schrieben, kommen schon im 13. JwP
hundert urkundlich in Oberschwabeu vor, so 1274 ein

Uictus vorn Uuins« (Pressel, Ulmer Urknndenbuch, Nr.

119

S. 148), im Jahr 1284 ein »dominus /Uder, suoercko^
(a. a. O. Nr. 147, S. 176); im Jahr 1297 ein „Alber" cw
Richter von Ehingen (Nr. 196 S. 236) u. s. w.
44. Adelheit Jelerin hatt ein Altar gehabt. ^ .
Standort an einer Seiteuwand. Trotz mehrfacher Naab
forschnugen konnten wir ein solchnamiges Geschlecht in lstst
nicht feststellen und aus dieser sich auch bei Frik-Hasfner
dendeu Angabe nicht klug werden, und drängte sich inw^
mehr die Vermutung auf, ob damit nicht „der Adelha>
Vöhlin Altar" gemeint ist, welche noch in der katholisch/
Zeit in das Münster einen solchen gestiftet; und ob also Hs
nicht einfach ein »Druckfehler vorliegt. — Die VöhU^
stammten ursprünglich ans St. Gallen und kamen zun/ast
nach Memmingen, wo sie wie hernach zu Ulm dem PatrGst
angehörten. Kaiser Friedrich III. hatte im Jahr 1485 ,
seiner Anwesenheit zu Memmingen in dem auf Kosten st
Stadt prächtig ausgestatteteu Hause Erhard Vöhlius
nuug genommen. Im Jahr 1456 hatte Wilhelm BesG
von Memmingen eine Vöhlin geheiratet, was eine berühr
Hochzeit gab: Das Brautpaar bekam über 60 silberne
und Schalen, ein Halsband, einen goldenen Gürtel, über ^
goldeile Ringe und über 150 st. bar von den Hochzeitsgaßst
u. s. w. geschenkt! Konrad Vöhlin in Memmingen leitete a
seinem Schwager, dem Memminger Stadthauptmanu N» ^
Welser, zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Welsersche ^
sellschaft, die sog. große deutsche Compagnie, welche nicht
bis nach Flandern, Südfrankreich, Spanien nud Por'übst'
sondern bis nach Indien Geschäfte machte. Im IT
hundert wurde ihnen der Freiherrnstand verliehen; st
Wappen weist eine Kuriosität auf, soferne sie in deinstll
drei IM? führten, welche Buchstaben heißen sollten:
?ex>erit ?ompum, ?omx>u Ueperil Uuuperiem.« g.
Christoph v. Vöhlin war von 1615—1635 Pfleger st-/
Frauenkirche in Ulm. Johann Joseph Freiherr v.
st 1786, war der letzte seines Stammes; er besaß eine w ^
tige Sammlung von diplomatischen, historischen, genealogM^
und naturgeschichtlichen Schriften, welche er noch bei
Lebzeiten um eine große Summe Geldes au das
stratcnserstift Noggeuburg verkaufte; auch hatte er im
1757 die schöne Herrschaft Jllertissen um 560 000 fl. ab ^
Krone Bayern veräußert. Das Andenken der Vöhliu hat
in Ulm durch eine Vöhliusche Stiftung erhalten.
45. Heinrich Krafftö und Adelheit von Snlinetibö
Stifftung.
Standort wahrscheinlich au dem Pfarrergestühl.
dieses dritten bezw. (mit dem Sulmetingenschen) vierten ^Ai-

scheu Geschlechteraltars war Heinrich Krafst, genannt


schingen (Sohn des Peter Krafft), und seine Gemahlin E
geb. Nieß (Tochter Kourads des Niesseu in Ulm), Witwe ^ ^
dolfs v. Sulmetiugeu. Wem der Altar geweiht war,^
nicht bekannt. Beide Ehegatten haben übrigens ana)
einem in den „Nachrichten über das Ulmer Archiv" 6^/5:^
Urknndenauszug (a. a. O. S. 73 Nr. 251) auch in deb st?''gr-
einen Altar und Messe zu Anfang des 15. Jahrhundert
stiftet, zu welcher Altarstiftuug daun mit der Zeit, u-
Jahr 1426, noch weitere Zuwendungen kamen. Ob nnn ^
dieser Spitalaltar mit dem sog. Sülmetinger Altar identu /
(Fortsetzung folgt.)

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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