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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Liebenau, Theodor von: Schwäbisches aus Schweizer Archiven, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0014

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betreten, starb aber bald darauf. Ueber
die Dauer seiner Gefangenschaft hatte sich
der gleichnamige Sohn deö StadtschrciberS
an den Kaiser nin Remednr gewandt, da
sein Vater unschuldig verurteilt und nur
durch den Brotneid, Haß und die Umtriebe
des StadtannnanS von Kempten ins Un-
glück gekommen sei. Obwohl auf diesen
Schritt hin eine kaiserliche Kommission zur
Untersuchung dcS Falles eingesetzt ward,
tonnte er doch keine Justiz erhalten, was
er der Einwirkung des Bischofs und Erz-
kanzlers von Mainz znschreibt, der durch
den Stadtamman und dessen Rotte zuvor
mit einem Kredenzbecher beschenkt worden
sc>. Zu allem hin gingen die Kemptner
mit dem Hab und Gut seines Vaters will-
kürlich und rechtlos um. In dieser traurigen,
verlassenen Lage wendet sich der Sohn des
Unglücklichen mit nachfolgender (im St.-A.
zu Luzern) aufbewahrter Klage um Ab-
hilfe und Justiz an die Eidgenossen, welche
damals — fast möchte man so sagen —
quasi die letzte Instanz und Zufluchts-
stätte aller Bedrängten, sich für un-
schuldig Fühlenden, keine Hilfe finden
Könnenden bildeten. Ob das nachmalige
Eingreifen des Kaisers etwa eidgenössischer
Intervention zuznschreiben, ist nicht er-
sichtlich.
Item min Vater saliger ist dri vnd drissig
Jar vnd ain Manrt Stattschriber zu
Kempten gewesen. In den Zaren ist kain
Klag für In komen weder offenlich noch
haimlich, wie wol er batt, do man In be-
stallt, ob er jendcrt anders tätt das aim
Nant gemainlich oder dehainem besnnder
nit gefiele, das man Im das feite. So
weit erS gern haben vnd sich in Jrem
willen halten als fcrr er seiner künd oder
mocht. In den Zaren vnd Zyten hat er
von nieman klag gehört, weder von rechen-
maistern noch von Räten vnd hat sich in
kriegen und mengerlay wilden Hendeln vnd
fachen so si mit Herren, gaistlichen vnd
weltlichen gehabt Hand, so flissig und ernst-
lich gevebt und gehandelt mit schriben, mit
ryten zu tagen vnd zu recht gen Oester-
rich viid anderstwa mit sinem schwären lib,
dcS er vnstatt hett an lib vnd an gut,
vnd Si znm dickcrnmal gebctten, In sö-
licher schwärer ritt vebcrhcben. Das mocht
»it sin. Aber ainer was Ir Stattam-
mann, des fug wer cs wol gewesen, vnd

hett darob verdrießen, wenn man In zu
zu sölichem nit brncht, vnd maint, wenn
min vatter säligen nit wär, so wnrd Im
sin dienstgclt gemeret vnd er gebrncht mit
ryten zu tagen vnd hett ain grossen an-
hang in Raten veberkommen, die gantz in
sinem willen waren vnd Im allemal sinö
Rautz in den oder andern sachen bystnn-
den vnd sim Rate volgten vnd Nant mit
sölichem sinem anhang die ander Rät veber
meroten. Denn was in Räten das mere
Wirt, das muß haben sinen fürgang vnd
daby beliben, so joch ettwau viererlay rät
sind. Denn ich selbS och vnwirdig in
rätten an mins vatters statt; so wenn er
vsritt in jrem dienst da gesessen bin. Des-
halb ich von sölichein tvissen Han. Derselb
obgenant Staltammann hat also min vatter
sälig niit siner Nott vnnerschnlt vnd vnner-
dient, tven» cs zu recht oder zu tagen
knmpt ich wol waiß darznlegcn, in die
vancknuß bracht vnd als er nun by X Wochen
im turn lag, mocht die gemaind nit wissen
warumb er gefatigen wär, vnd mnrmriten
vnder aiuander vnd wollen vom Nant
ain wissen Han. Do für der Stattammann
zu eud nam sin anhenger, ettlich rechen-
maistcr, zu Im. Die hnlffen aiuander
Nantslogcit, als ob ieglicher by sinem aid
sagen solt, was er an Geld manglote des
JarS si rcchenmaister gewesen werit. Da
haben die selben rechenmaister vnder ain-
ander so uil vsgelassen vß Unrechtem fal-
schen grnnd, das er Inen gelt solt wellen
verschlagen Han, das doch nit mocht sin.
Denn si daS in Iren rechenbücher ver-
schriben hettcn vnd er Inen der schulden
nie vngichtig wär, sonder er gemaint, si
Im die snst gütlich anstan lassen hetteti,
och etllicher der In also dar geben hat,
Im schuldig gewesen vnd noch hüt by tag
sye, och ettlicher nach sölichem augebcn
minem brndern aiu tail gelt geben hat.
Daby mau wol »ersten müg vß was grnnd
min vatter vergwaltigt worn ist. Vnd als
si sölich ersechen vff In vß falschem grund
getrochen vnd das darnach der gemaind zu
verstend geben, bend si In gevrtailet in
ain ewig vancknuß, In vcrmnret vnd in-
sondlr allweg In in solicher fanckntiß mit
behutsam! behalten, das nieman dorst redett
mit Im. Bmb daß er sich siner vancknuß
klagt hett vnd ist darjnn gelegen XIII Jar
vnd XIII Wochen. Vnd als sie In in die
 
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