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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Grupp, Georg: Aus den Schicksalen des Rieses im dreiszigjährigen Krieg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0042

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34

auf die Klöster Maihingen, Deggingen,
Kirchheim hatte mau es abgesehen und ge-
rieten dieselben in größte Not, wie uns der
Maihinger Konventuale F. Joachim Gott-
steig berichtet. Gottsteig war als Schloß-
kaplan in Wallerstein verwendet und be-
richtet auch über die Scbicksale Waller-
steins während dieser Zeit?) Ein Waller-
steiner Amtmann (Kleinhans) glaubte in
einem unvorsichtige» Uebereifer das Ries
gegendie schwedischen Plünderungen schützen
zu können und beschwor dadurch über
Wallerstein die größte Gefahr herauf?) Es
wäre am 25. April wie Zipplingen ver-
brannt worden, wenn nicht frühzeitig genug
eine ansehnliche Summe aufgebracht worden
wäre. Gottsteig stob deshalb nach Mai-
hingen und befand sich bis zum 30. April
bei seinen Brüdern. Einen Tag darnach,
an dem Tag der Uebergabe Dinkelsbühls
erschien in Wallerstei» ein schwedischer
Feldmarschall mit 80 Reitern, da man
jetzt auch Wallerstein besetzen konnte. Die
neuen Gäste brachten wieder Schrecken,
bis sie einer ruhigen Besatzung etwa 14
Tage nachher Platz machten. Diese zweite
Besatzung rühmt Gottsteig sehr und unter
ihr konnte er ruhig Messe lesen und
seines Amtes walten.
Fr. Joachim beginnt seinen Bericht, er
habe den 10. Juli Samstags vormittags
vom Pfleger von Flvchberg ein Schreiben
erhalten, das ihn zu dem nachstehenden
Berichte, über das Kloster Maihingen, ver-
anlaßte (beendigt 2 Tage darauf, Montag
den 12. Juli).
„Was die Patres, Baccalanrein und
Schüler des Klosters anbelangt, so ist
erstlich Pater Hans Konrad Hammerer
vergangene Fasten (März) Regimentskap-
lan des Obersten Witzleben geworden, als
er noch zu Nördlingen im Quartiere lag
und darauf mit ihm nach Ingolstadt ge-
zogen. Wo er sich jetzt befindet, ist unbekannt.
Die anderen Pater, als sie des Schweden
Ankunft gemerkt, sind verkleidet nach Würz-
burg geflohen —, sie werden wahrscheinlich
noch dort sein — und ist niemand beim
Pater Guardian geblieben, als Pater Arch-
angelns Waser, ich, Pater Anton Brick-
>) Der auf.Wunsch des-Pflegers iu Flvchberg
am 12. Juli nbgefaßte Bericht Gvtlsteig befindet
sich im Wallersteiner Archiv (F. XII S. 2).
-) Siche unten S, 35, Sp. 2, Note 1.

miß von Oetingen, Frater Didacns, Frater
Felix der Koch und drei Knaben. Also
halten wir uns noch fest und stark zu-
sammen; Gott wolle uns in dieser trüb-
seligen Zeit Beistand leisten. Amen. Wie
es dahin gekommen ist, will ich nun or-
dentlich anzeigen.
Nachdem das schwedische Volk Donan-
wörth eingenommen, sind nicht allein unsers
gnädigen Herrn seligen H Silbergeschirr,
sondern auch des Klosters Maihingen
alles Silber und Kirchengeschmeid, die
schöne neue Monstranz, der neue Kelch,
silbernes Rauchfaß w., alles an Siegeln
und Briefen, sowie der Gräfin zu Bäl-
den?) und anderer Leut beste Sachen, eine
Tonne Goldes wert, darauf gegangen und
geplündert worden. Auch wurden die Leute
dermaßen hart gezwängt und gedrängt,
daß Pater Guardian von Ostern an nicht
zwei Gulden einbringen konnte. Von der
vorübermarschierenden Reiterei und dem
Fußvolk geschah so viel Ueberdrang, daß die
Leute kaum selbst mehr zu leben hatten.
Das Kloster Deggingen ist so zngerichtet,
daß man nicht mehr drin wohnen kann,
als wenn es verbrannt wäre; die Schweden
haben auch darin einen großen Schatz ge-
sunden, von welchem der Prälat selbst
nichts gewußt. Das Kloster Neresheim
ist noch in esse, mnß aber dem württem-
bergischen Degenfelder viel Volks halten
und ist hart beschwert.
Am SonntagQnasimodogeniti (18. April)
tz Johann Albrecht zu Oettingen-Spiclberg.
Die Oettiugen-Wallcrsteiuer Linie war von 1602
bis 1663 der ihr zustehenden Herrschaft wegen
einer Mißheirat ihres Stnnnuvaters Wolfgnug
beraubt und wurde dieselbe abwechslungswcise
vvn den Linien O.-Spiclberg und O.-Baldern
regiert. Bis zum Einbruch der Schweden war
Johann Albrecht v. O.-Spielberg Regent vvn
Wallersteiu. Gustav Advlf aber übergab die
Herrschaft einem Verwandten der protestantische»
Linie Oettiugen-Oettingen, dem Generallieutenant
Freiherrn v. Hoskirchen. Da auch die Spielberger
Herrschaft vvn den Schweden bedroht war, floh
Johann Albrecht ins kaiserliche Lager und fiel
am 18. Juni 1632 den Schweden in die Hände.
Da er sich zur Wehr seßte, traf ihn eine feindliche
Kugel. — Nach der Schlacht von Nördlingen
übernahm Martin Franz v. Oettingcn-Bnlderu
die Wallersteiner Regierung.
-) Auch Balderu wurde 1632 geplündert, die
Witwe Katharina, geb. zu Helfcustein, floh nach
Dinkelsbühl, wo sie sich noch 1634 befand. Die
Pfarrei bezw. Schloßkaplanei Brüdern wurde von
jeher durch Maihinger Konventuale» besorgt.
 
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