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Grupp, Georg: Aus den Schicksalen des Rieses im dreiszigjährigen Krieg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0043
sind bei 15 schwedische Reiter in die
Dörfer hin und her geritten, haben großen
Mutwillen verbracht, Kirchen geplündert
und die Bauern stark rancioniert (gebrand-
schatzt). Hierüber ist Klage nach Waller-
stein an den Nmtm ann gekommen. Dieser
ist abends mit etlichen Musketieren in
das Dorf Zipplingen gefallen, hat etliche
im Bett und auch noch bei Tisch ertappt,
ihnen die Rancion wieder abgenommen,
zehn find umkommen, 25 sind ausgerisfen
und davonkvmmen. Als dies geschehen,
ist eS dein König von Schweden größer
vorgestellt worden und er hat hierüber
einen Kapitän mit zwei Compagnien Reiter
verordnet und ihm Befehl gegeben, zu
Zipplingen alles, Mann, Weib und
Kinder niederzumachen und das Dorf in
Brand zn stecken, ebenso auch Schloß und
Markt Wallerstein.
Hierauf Sonntag, den 25. April, wird
mir, als ich früh in der Schloßkapelle
celebrierte, angezeigt, es solle Wallerstein
und Zipplingen verbrannt werden, es
wurden mir auch die Reiter gezeigt, welche
allbereit in völligem Marsch, daß der
Staub aufgegangen, spornstreichs auf Zipp-
linge« zuzogen. Ich in voller Angst und
Schrecken fragte den Hausmeister, ob zu
bleiben sei oder nicht; der gab zur Ant-
wort, er könne niemand länger aufhalten,
er müsse es Gott anbefehlen. Ich sshabs
alsbald meine Kutte vom Hals sgezogen),
zusammengebunden, in der Knechte Kammer
unter eine alte Bettlade geworfen, einen
dicken Kragen vom Zeugwart entlehnt —
den Kranz hatte Pater Guardian, ich und
Pater Antvni vorhin auf eine Fürsorg
zur Flucht abscheeren lassen, sden Kragens
um den Hals gethan, ein Stöcklein in die
Hand und also was ich laufen mögen,
nach Maihingen zugelaufen, ohne das
Mittagessen im Schloß zu erwarten. Als
ich ins Kloster kommen, finde, ich sie alle
beim Mittagessen, sind auch beide Kästner
von Offingcn und Herr Rentmeister von
Wallerstein allda. Wie sie mich in solcher
Gestalt allhitzig und schwitzig gesehen, er-
schrecken sie alle ganz heftig, Pater Guar-
dian fragt mich was dieses bedeutet, es
werde gewiß nichts gutes sein. Da zeigte
ich an, wie die Sach beschaffen, mußt mich
auch herzusetzen, könnt aber vor Schrecken,
Hitz und Schnaufen nicht esse». Gleich
alsobald, da ich nur einen Trunk gethan,
kommt der Kastenknecht von Ofsingen und
zeigt an, Zipplingen brenne in alle Höhe
auf allen Orten') und berichtet ferner die
Reiter wollen auch nach Maihingen kom-
men, dasselbe müsse auch fort. Hierauf
sind alle vom Tisch auf und davon, daß
niemand auf den andern acht gehabt; man
hat alles auf dem Tisch stehen lassen.
Pater Guardia» ließ alle Pferde zum
Kloster hiüauöschaffen und fstitt) erstlich
nach Herblingen, hernach nach Schopfloch.
Es war ein scharfer kalter Wind vom
Niedergang, der sühne versengtes Stroh
von Dächern, Stücke wie Fäuste so groß
bis nach Maihingen und Henberg, — ein
elend Spektakel, dabei 40 Menschen im
Feuer und sonst tot blieben. Der PfarrerH
samt zwei Mägden und seiner Haushälterin
sind blößlich svon allem entblößt) ent-
ronnen und nach Schopfloch gekommen.
Viel Vieh ist auch mit verbrannt.
Nach dieser Verrichtung sind diese
Brenner auch nach Wallerstein ge-
kommen. Was allda für ein Jammer,
könnte ich auf zwei Bogen Papier nicht
schreiben. sDie Wallersteiner) haben end-
lich für den Brand 1200 Gulden erlegen
müssen, darauf sich die Brenner in das
Dorf Baldingen, nach Nördlingen gehörig,
gelegt und gewartet, bis die Wallersteiner
das Geld zusammengebracht. Nachdem sie
nun diese Brandschatzung bekommen, haben
sie noch erst den Amtmann gefänglich
weggefühn, und begehren 1000 Dukaten
für ihn. Weil man das Geld nicht auf-
0 In der Obernmtsbeschreibung Ellwangen
heißt es darüber: Im April 1632 blieben hier
25 schwedische Reiter über Nacht, welche von
Augsburg nach Dinkelsbiihl beordert waren. Der
wallersteinische Oberamtmann, Johann Kleinhans,
ein Schwedenfeind, stiftete die Zipplinger auf,
dieselben NachtS zu ermorden, was sie denn auch
hinsichtlich von zehn nnsführlen, während die
andern entkamen. Zur Rache wurde Zipplingen
einige Tage nachher unter Führung eines Ritt-
meisters von einigen hundert schwedischen Reitern
umzingelt und bis auf die auf dem Berg stehende
Kirche niedergebrannt, jeder, welcher entfliehen
wollte, wurde niedergeschossen und nur zwei
Bauern kamen durch, der eine entging den Ge-
schossen, der andere blieb getroffen regungslos
liegen, so daß er für tot gehalten wurde.
2) Wohl ei» „Oekonomicpfarrer" nach seiner
Dienerschaft zu schließen.
Dörfer hin und her geritten, haben großen
Mutwillen verbracht, Kirchen geplündert
und die Bauern stark rancioniert (gebrand-
schatzt). Hierüber ist Klage nach Waller-
stein an den Nmtm ann gekommen. Dieser
ist abends mit etlichen Musketieren in
das Dorf Zipplingen gefallen, hat etliche
im Bett und auch noch bei Tisch ertappt,
ihnen die Rancion wieder abgenommen,
zehn find umkommen, 25 sind ausgerisfen
und davonkvmmen. Als dies geschehen,
ist eS dein König von Schweden größer
vorgestellt worden und er hat hierüber
einen Kapitän mit zwei Compagnien Reiter
verordnet und ihm Befehl gegeben, zu
Zipplingen alles, Mann, Weib und
Kinder niederzumachen und das Dorf in
Brand zn stecken, ebenso auch Schloß und
Markt Wallerstein.
Hierauf Sonntag, den 25. April, wird
mir, als ich früh in der Schloßkapelle
celebrierte, angezeigt, es solle Wallerstein
und Zipplingen verbrannt werden, es
wurden mir auch die Reiter gezeigt, welche
allbereit in völligem Marsch, daß der
Staub aufgegangen, spornstreichs auf Zipp-
linge« zuzogen. Ich in voller Angst und
Schrecken fragte den Hausmeister, ob zu
bleiben sei oder nicht; der gab zur Ant-
wort, er könne niemand länger aufhalten,
er müsse es Gott anbefehlen. Ich sshabs
alsbald meine Kutte vom Hals sgezogen),
zusammengebunden, in der Knechte Kammer
unter eine alte Bettlade geworfen, einen
dicken Kragen vom Zeugwart entlehnt —
den Kranz hatte Pater Guardian, ich und
Pater Antvni vorhin auf eine Fürsorg
zur Flucht abscheeren lassen, sden Kragens
um den Hals gethan, ein Stöcklein in die
Hand und also was ich laufen mögen,
nach Maihingen zugelaufen, ohne das
Mittagessen im Schloß zu erwarten. Als
ich ins Kloster kommen, finde, ich sie alle
beim Mittagessen, sind auch beide Kästner
von Offingcn und Herr Rentmeister von
Wallerstein allda. Wie sie mich in solcher
Gestalt allhitzig und schwitzig gesehen, er-
schrecken sie alle ganz heftig, Pater Guar-
dian fragt mich was dieses bedeutet, es
werde gewiß nichts gutes sein. Da zeigte
ich an, wie die Sach beschaffen, mußt mich
auch herzusetzen, könnt aber vor Schrecken,
Hitz und Schnaufen nicht esse». Gleich
alsobald, da ich nur einen Trunk gethan,
kommt der Kastenknecht von Ofsingen und
zeigt an, Zipplingen brenne in alle Höhe
auf allen Orten') und berichtet ferner die
Reiter wollen auch nach Maihingen kom-
men, dasselbe müsse auch fort. Hierauf
sind alle vom Tisch auf und davon, daß
niemand auf den andern acht gehabt; man
hat alles auf dem Tisch stehen lassen.
Pater Guardia» ließ alle Pferde zum
Kloster hiüauöschaffen und fstitt) erstlich
nach Herblingen, hernach nach Schopfloch.
Es war ein scharfer kalter Wind vom
Niedergang, der sühne versengtes Stroh
von Dächern, Stücke wie Fäuste so groß
bis nach Maihingen und Henberg, — ein
elend Spektakel, dabei 40 Menschen im
Feuer und sonst tot blieben. Der PfarrerH
samt zwei Mägden und seiner Haushälterin
sind blößlich svon allem entblößt) ent-
ronnen und nach Schopfloch gekommen.
Viel Vieh ist auch mit verbrannt.
Nach dieser Verrichtung sind diese
Brenner auch nach Wallerstein ge-
kommen. Was allda für ein Jammer,
könnte ich auf zwei Bogen Papier nicht
schreiben. sDie Wallersteiner) haben end-
lich für den Brand 1200 Gulden erlegen
müssen, darauf sich die Brenner in das
Dorf Baldingen, nach Nördlingen gehörig,
gelegt und gewartet, bis die Wallersteiner
das Geld zusammengebracht. Nachdem sie
nun diese Brandschatzung bekommen, haben
sie noch erst den Amtmann gefänglich
weggefühn, und begehren 1000 Dukaten
für ihn. Weil man das Geld nicht auf-
0 In der Obernmtsbeschreibung Ellwangen
heißt es darüber: Im April 1632 blieben hier
25 schwedische Reiter über Nacht, welche von
Augsburg nach Dinkelsbiihl beordert waren. Der
wallersteinische Oberamtmann, Johann Kleinhans,
ein Schwedenfeind, stiftete die Zipplinger auf,
dieselben NachtS zu ermorden, was sie denn auch
hinsichtlich von zehn nnsführlen, während die
andern entkamen. Zur Rache wurde Zipplingen
einige Tage nachher unter Führung eines Ritt-
meisters von einigen hundert schwedischen Reitern
umzingelt und bis auf die auf dem Berg stehende
Kirche niedergebrannt, jeder, welcher entfliehen
wollte, wurde niedergeschossen und nur zwei
Bauern kamen durch, der eine entging den Ge-
schossen, der andere blieb getroffen regungslos
liegen, so daß er für tot gehalten wurde.
2) Wohl ei» „Oekonomicpfarrer" nach seiner
Dienerschaft zu schließen.