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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0050

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richte» und alsbald eine Visitation vor-
nehme».
Höre» wir nnn, was unser Bruder
Paul Lobmiller über die Regel, Statute»,
Gottesdienste w., de» Altvater und die Bru-
der in Bernstein zu erzählen weiß
Von unterschiedlichen Sachen, so zu
meiner Zeit in Bernstein in Brauch ge-
wesen und sonderbar unsere hl. Regel,
Statuten, Gottesdienst, Gebete, Andacht,
den Altvater und die Brüder daselbst an-
tresfen ihnen.
Damit ich dann alles anzeige und nichts
verhalte, wie es vor mir und auch zu
meiner Zeit in den 54 Jahren, so lange
ich unwürdig in der hl. Religion und
dritten Orden unscrs hl. seraphischen Va-
ters Francisci in dem Gotteshaus und
Kloster Bernstein bin, allda in dem Chor-
Gebet und Andacht ist Hergängen, muß ich
noch zu einer Nachricht berichten und ehe
noch als mein Amt und Jahr meiner Re-
gierung gar ausgehen, noch zuvor mit
meiner groben Feder folgende Punkte an-
zeigen.
Nemlich daß wir Brüder in dem Got-
teshaus und Kloster Bernstein, nachdem
wir ans Einsiedlern Franciscaner worden
sein, allzeit die Regel und die stututu des
dritten Ordens des hl. Vaters Francisci
gehalten haben und durch die ganze Wochen
täglich Vor- und Nachmittag für Leben-
dige und Abgestorbene chorweise gebetet,
was uns die hl. Regel, die stututu und
das große ollrcüum unser l. Frauen mit
seiner Rubrik mitgebracht und auf alle Tag
durch die ganze Wochen, als Sonntag,
Montag, Erchtag, Mittwoch, Donnerstag,
Freitag und Samstag allzeit vorgeschriben
haben, wie solches in der Rubrik in denen
Biechlein, woraus wir das otkrcium unser
l. Frauen beten ihnen, zu sehen ist, mit
welchen wir auch alle Tag, alle Zeit die
vorgeschribene Vaterunser, Ave Maria
und Gloria Patri gebetet haben und auch
noch jetznnd dises alles miteinander also
ans den heutigen Tag und Stund noch in
dem Chor beten Ihnen.
Hat aber unser Chor allzeit umb 4 Uhr
morgens früe (wie jetziger Zeit) angefan-
gen und also die Metten, die Landes und
die 4 Tagzeiten bis auf die Vesper und
Complet gleich nach einander chorweiö ge-
betet, darauf ein Betrachtnngsbuch von

dem Heiligen desselben Tages, an dem
Sonntag aber von dem hl. Evangelio vor-
geleseu und unser Betrachtung darnach
täglich angestellt worden, welche das cine-
mal länger als das anderemal gewähret
hat, nachdem es die Zeit und der Arbeit
Nothwendigkeit zngelassen.
Nach vollendetem Chor ist man in das Feld
oder zu dem Ziegelstadel in die Arbeit gegan-
gen, wohin ein jeder ist verordnet worden und
mit der Zeit auch hernach zu dem Essen,
worunter man allzeit zu Tisch gelesen und
vor und nach dem Mittagessen das ge-
wöhnliche Tischgebet verrichtet, hernach
widernmben wie zuvor zu der Arbeit
gangen.
Nach diser, wann der Abent herbei-
kommen, sind wir widernmben alle in dem
Chor znsammenkommen, unser Vesper,
Complet und die Litanei von unser l. Frauen
chorweis gebetet, das Nachtessen mit ge-
wöhnlichem Gebet und Tisch Lection einge-
nommen, exumeu coimcieirtiLe darauf ge-
macht im Chor und dann im Namen Gottes
schlafen gangen.
Es meldet zwar das Decret, so ein
ganzes venerubile UitUnitorium von Inns-
bruck ans vor etlichen Jahren uns ans
Bernstein zugeschickt hat, daß wir Brüder
in Bernstein nach der Complet alle Zeit
eine halbe Stunde betrachten sollen. Das
ist aber bei uns Brüdern in Bernstein un-
möglich, dann Sommerszeit seind wir
alle bis Abends umb 6 Uhr, bis-
weilen auch darüber, an der Arbeit. Da
läutet man zu der Vesper. Bis wir heim-
kommen, ist schon 1/2? Uhr. Bis wir die
Vesper und Complet gebetet haben, ist
schon über 7 Uhr. Alsdann ißt man zu
Nacht und gehen dann alle mit einander
in das exumeu. Nach disem ist Som-
merszeit schon Nacht und seind alle Brü-
der ganz müd und schläfrig.
Wollte man aber frühzeitiger Feyrabend
machen, so schafft niemand mehr, wann
wir nit darbey sein. Es feyren biswei-
len 10 oder 15 Personen, wann wir
beten.
Wann uns eine Obrigkeit dazu wollte
nöthigen, daß wir Abends 1 Stund oder
nur i/s Stund sollten meditieren, so müßte
man uns mit einem zeitlichen Einkommen
helfen an die Hand gehen. Es ist ein
großer Unterschied zwischen den Kloster-
 
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