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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0069

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stein ist geflehnct gewesen und nit den
Brüdern aigen zugehört hat.
Ist also in dieser schwedischen Kriegs-
zeit das Gotteshaus von Visen und andern
vilfältigen Räubern und Blinderer in die
höchste Armut kommen, also zwar, daß kein
einiges selbst aigneö Stückle Vieh mehr in
Bernstein gewesen ist.
Nach dem Friedensschluss, der anno
1648 geschehen ist, hat Bernstein anS
Armut gemieth Vieh müssen annehmen,
alle Zeit auf 3 Jahr. Im 3. Jahr ist
alle Zeit die Zucht zu theilen gewesen
und weilen in Bernstein keine Geldmittel
vorhanden gewesen, als nur bisweilen ein
Wein, weilen selbiger Zeit die Brüder
mehreren Theil haben müssen Wasser trin-
ken, ist verkauft worden, also hat man
müssen Noch halber bey denen Leuten oder
wohlhäbigen Metzgern, die das Vieh auf
Bernstein verstellt haben, Geld anf-
nehmen. Wann's nun zum Theilen kom-
men ist, so hat Bernstein mit seinem Theil
Vieh seine gemachten Schulden bezahlen
oder wett machen müssen.
Bernstein hat auch aus Armut müssen
gemieth Listen annehmen und von der Scheu
Frucht Zins geben.
Nach der Ernd, bis man hat die Felder
widernmb angesäet und der Frnchtzins aus
denen Scheu ist gegeben gewesen, ist der
mehrer Theil Frucht auSgangen. Da hat
Bernstein widernmben müssen Geld oder
Frucht entlehnen. Dahero ist's hart und
schwer Hergängen, bis man nur die nvth-
wendigstc Knecht und Taglöhncr hat be-
zahlen können.
Vis es endlich durch die Gnad und
Beihilf Gottes besser worden und anno
1652 oftgesagter Bruder und Altvater
Heruünrckiuus Wer? das erste Mal widcr-
»mben in Schramberg zwei Kelbele ge-
kauft, welches wider daö erste Vieh ge-
wesen, so die Brüder in Bernstein für sich
selbsten eigen gehabt haben, und feind vil
Jahr verlosten, bis Bernstein widernmben
zu aignem Vieh kommen ist.
An einer anderen Stelle heißt es:
Wie es mit Feld und Wclder nach dem
alten schwedischen Krieg in dem Gottes-
haus Bernstein für ein Beschaffenheit ge-
habt hat. Erstlich ist zu wissen, daß et-
lich Jahr lang die Aecker alle seind wüst
n»d öde gelegen. Anstatt dcr Aecker hat

man die Wiesen und Gärten gebaut und
nmbgerisscn, wie dann der untere Garten
in Bernstein, ausgenommen der Blatz vom
Waschhäusl bis zur Scheuer nit hat kün-
den gebaut werden und ein schmaler Strich
vom untern Weiher herauf, daß man hat
fahren künden. Znm andern ist herüber
und hinüber selbigen Wassergräble anstatt
der Aecker alles gebaut worden, denn man
hat ans Mangel des Viehs wenig Heu
gebraucht. Ist also der ganze Blatz im
untern Garten umbgerissen und gebaut ge-
wesen. Den mehriften Theil hat man mit
Sommerfrüchtcn, Einer, Gersten, Bohnen,
Erbes gebaut. Wann es nur einmal ist
geackert gewesen, hat eö völlig Frucht
geben. Desgleichen auch die Weiherwicse.
Der Wald ist mit sungem Holz ganz
umb sich gewaxen. Von Dauben Rinde,
so genannt, bis herab, so weit man's jetzo
heyct, dasselbigcr Zeit ist gebaut worden.
In Awen ist die ganze Winkelwies zwi-
schen beden Bächlen überall mit jungem
Holz nberwaxen gewesen, wie auch das
Äeckerle im Kelberwiesle.
Diejenigen Brüder, so vor selbigem Krieg
und Anfangs deSselbigen seind hier in Bern-
stein gewesen, seind gestorben. Feld und
Welder hat man nichts mehr geachtet. Die
jungen Brüder, die selbiger Zeit seind auf
Bernstein kommen, haben weder Stein noch
Markungen, so umb alle unsere Güter
stehen, gewußt, wie auch von der Zufahrt
halber gesetzten Steinen hat niemand nichts
gewußt.
Nach Auögaug dises Kriegs hat weder
Bernstein noch anderer Orten jemand mehr
vil Vieh gehabt, bis etliche Jahre verstoßen
seind.
Alsdann hat man erst angefangen, in
den Briefen, soviel noch vorhanden gewesen
seind, nachznsuchen, wo Stein und Marken
möchten gefunden werden. Weilen aber
alles mit Hecken, Dorn und Stauden ist
überwaxen gewesen, seind wenig Stein mehr
gefunden worden.
Zu diser Zeit ist noch ein alter Wald-
schütz im Gotteshaus Kirchberg gewesen,
ein feiner, alter, ehrlicher Mann, mit
Namen Hanns Schörzinger oder Schörz
Hanns. Der hat noch Wissenschaft in und
^ umb Kirchberg und Bernstein gehabt. Der
hat uns in Bernstein alles vertreylich, aufrecht
! und redlich gezeigt, die Waldstein und auch
 
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