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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Paulus, R.: Reinhard Lutz, ein württembergischer Schriftsteller des 16. Jahrhunderts
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Vorfall wurde Lutz veranlaßt, eine zweite
deutsche Schrift heranSzngcbe», die für
die Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts
nicht ohne Interesse ist und daher auch
von Jausfen VIII, 631 kurz verwertet
wurde:
Warhasftige Zeitung. Von den Gott-
losen Hexen, auch Ketzerischen und Teu-
fels Weibern, die zu der hcyligeu Rö-
mischen Reichßftatt Schlelstat im Elsaß,
auf den 22 Herbstmonats des verlanffeuen
sicbentzigsten JarS, von wegen ihrer scheut-
licher Teuffelsverpflichtung, vcrbrent wor-
den. Sampt einem kurtzen Extract und
anßzug öttlicher Schriffteu von Hexerei
zusammen gebracht. Durch Nenhardnm
Lutz Kr^tliropolituuum. N. I). UXXI.
Ohne Ort. 20 Bl. 4«.
Am Anfang steht ein Auszug aus
Luthers Tischreden, worin der Witten-
berger Neuerer behauptet, daß die Hexen
„billig an Leib und Leben gestraft wer-
den". In der Vorrede au den Leser,
Schlettstadt, 30. September 1570, meldet
Lutz, daß in Schlettstadt sich einige Weibs-
personen dem Teufel ergehen haben, „da-
rum sie denn vermög göttlichS und welt-
lichS Rechtens ihre gebührende Straf em-
pfangen". „Dieweil aber, wie ich ver-
nommen, bei Manns Gedenken und
länger dieser Ursache halber keine Per-
son hie zu Schlettstadt gerichtet und ab-
gethan worden, und vielleicht viel gedenken,
auch schließen möchten, daß man unge-
bührlich und nicht rechtmäßig mit diesen
Personen gehandelt, so hat mich für gut
angesehen, solchen Actum sammt der ganzen
Handlung, soviel mir kund und zu wissen,
in Druck ausgehen zu lassen, damit mäu-
niglich guten Bericht und genügsamen Be-
scheid bekomme und dessen ein billiges Ur-
teil fälle."
In seinem „Bericht" weist zuerst der
Verfasser nach, daß alles Gute und alle
Strafen von Gott kommen, der sich jedoch
hierzu der guten und bösen Engel bediene.
Die Teufel können sichtbar erscheinen;
doch können siekeinen lebendigen Leib
annehmen; bloß in scheinbaren Kör-
pern zeigen sic sich den Hexen, die sich
ihnen dann gänzlich ergeben und den Glau-
ben verleugnen. Nur sofern Gott es er-
laubt, kann der Teufel Schaden anrichten.
Mit deö Teufels Hilfe können die Hexen

Wetter machen, die Früchte verderbe», Men-
schen und Vieh verzaubern und töten. Nicht
als ob sie selbst dies Unheil anrichleten;
der Teufel ist's, der dies alles wirkt; allein
die Hexen „meinen nicht anders, denn daß
sic alles selbst thnn, was der Teufel ans
Verhängnis Gottes thnt." „Da aber die
Unholden nichts anders mit. ihren Teufeln,
denn Schaden und Verderben der andern
Kreaturen suchen, auch nichts anders mei-
nen, denn daß sie selbst thnn, was der
Teufel aus Verhängnis Gottes thnt, da
sic zudem sich verleugnen deö Glaubens
an Christum, aller heiligen Sakramente
und der ganzen christlichen Religion, und
nach schändlicher TcnsclSverpflichtnng sich
ganz und gar mit Leib und Seel dem
Teufel ergeben, darum sollen sie zum Tod
verurteilt und am Leib und Leben gestraft
werde», wie denn solches göttlich und welt-
lich Recht heißen und befehlen." Ebenso
„soll man die Schwarzkünstler gleich so-
wohl als die Hexen nirgends leiden und
dulden, sondern allenthalben von Grund
auSrotten."
Nach diesen einleitenden Bemerkungen
bringt der Verfasser die seltsamen, durch
die Folter erpreßten Geständnisse der vier
angeblichen Hexen „Anna Stranb, Trnwel
Greischerin, Ameley von Rotenburg und
Bärbel Schmidt". Die vier armen Frauen
wurden am 22. September 1570 lebendig
verbrannt, nachdem man ihnen, »in den
Tod zu beschleunigen, „Pulver an das
Maul gethan". Lutz erzählt, „wie ei»
so großes Volk, gewißlich etlich tausend
Menschen, das sich von vielen Orten herzu
verfüget und versammelt hat, diesem er-
schrecklichen und grausamen Spectacnl zn-
gesehen, und wie die HenkerSbnbcn so
emsig, geslisscn und ernstlich gewesen mit
Strohwellen zu tragen, auch zu schüren,
und mit andern Werken, also daß vielen
gewesen, gleich ob sie deö höllischen Vul-
cani, von dein die Poeten schreiben, Bren-
nen und Braten gesehen. Demnach so haben
sich alle und jede, sammt den weisen Her-
ren beiden Bürgermeistern und wvhlge-
rüsken Bürgern wiederum zu Hans ge-
macht, und damit dein Urteil stattgegebcn
würde, hat man mit Brennen nicht nach-
gelassen so lang, bis diese Personen ganz
und gar zu Pulver und Asche verbrennt
worden." Eine dieser Hexen hatte „die
 
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