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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Aus einem schwäbischen Reichsstifte im vorigen Jahrhundert, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0150

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142

eine Reihe von Unglücks- und Todesfälle»,
Merkwürdigkeiten ,'c. Am 16. Februar
1735 wurde Elisabethe Stanberin »Hie-
sigen gewesten Gärtners Tochter von unge-
fähr 26 Jahren ledigen Standes von
Agathe Wezlin, unseres FuhrknechtS Toch-
ter auch ledigen Standes im Salzstadel
oder Joh. Walters Kaufladen gleichsam ans
G'spaß totgeschossen; letztere ergriff einen
auf dem Tisch gelegenen und mit Pfosten
geladenen Pistol und sagte, da die erstere
gerade die Füße auf den Tisch stellen wollte,
„Liscl soll di' verschießen?" worauf daun
leider die Waffe los- und der Schuß dem
Mensch bolzg'rad iuS Genick ging, also daß
sie ohne weiteres Zeichen tot hinfiel. Den
5. Juni desselben Jahres, als am Feste
der heiligen Dreifaltigkeit ID lVl. unter der
monatlichen Predigt (maßen das miracnlose
Bild U. V. IVl. von Steinhaufen wegen
noch nit gar aufgemachter Kirch damals
adiut. hier war) schlug der Donner in eines
Schneiders Haus zu Kürnbach und ver-
brannte sein HanS samt einem Kind; mäu-
niglich wollte sage», dies wäre eine Straf'
Gottes, denn der Abgebrannte war einer
von den Hauptdennnzianten unseres Stiftes
in Noth (welchen wir die schreckliche Visi-
tation des AbtS Herrn. Vogler zu verdanken
hatten) und mußte nachmals wegen Armut
und Schulden nach Ungarn ziehen. Den
19. Juni ersoffen vier kleine Knaben von
DtlerSwang, welche in dem Weiher bei der
äußeren Ziegelhütte, genannt Brandstein
auf einem Floß sich zu weit hinein gewagt
hatten; letzterer schlug dann um. Am 2.
September 1737 drohte dem Kloster eine
Fenersbrnnst; ein Konfrater ließ nämlich
aus Sorglosigkeit einen brennenden Licht-
pntzen in das Speitrüchel falle», infolge-
dessen das Sägmehl zu Posten und endlich
»m 11 Uhr zu brennen anfing; weil aber
der starke Ranch vom Museum in die
Schlafzimmer hinaufdrang und man glück-
licherweise über demselben erwachte, konnte
dieses gefährliche Feuerwerk »och mit einer
Wasscrgölte gelöscht werden; Unec nclclere
volui pro cnutein in futurum, weil eben
dergleichen hier schon öfters passiert, und
ich selbsten erfahren, daß ein schlechter
Licbtpntzen das Sägmchl »ach und nach
in die Flamme bringt. Den 26. Januar
1738 ist zu Neichenbach ein Kalb gewor-

fen worden, welches sieben Füß und zwei
Hintere Leiber gehabt; selbes wurde gleich
verscharrt, mußte aber nachdem man eS
inne geworden auf Geheiß Unnni. wiederum
ansgegraben und abgezogen werden; die
Haut wurde dann der Seltenheit des Falls
wegen ausgebälgt. Reicher ist schon die
Zahl der Todesfälle: Den 8. Juni 1735
starb ?. Sebast. Falckh, ein Beamtensohn
von Eglingen, ein trefflicher Musikant
sowohl in Lnntu als Geig- und Blasin-
strumenten, hat auch in cnussn mox clictn
vieles leiden müssen, was ihn dann auch
glaublichermaßen ins Grab gelegt. Ihm
folgte am 23. Juli ?. Waltmann Köschinger
ans Mindelheim nach; derselbe erlag der
PhtisiS, war ein braver Prediger, pnroclms
expositus, Professor inleriorum, aber
kein sonderlicher Liebhaber der Humanität
und Höflichkeit, omnibus ss. sncrnmentis
rite provisus, secl turnen nemine prne-
serite optirne turn clispositus extinctus
est. Im selben Jahre ging der langjährige
Konventsdiencr Joh. Georg Lnz, ein Laie,
eine treue, gute Seele mit Tod ab, wel-
chem das Sch. Tolenbuch folgende ehrende
Feilen widmet: floli. OsorAius Dem, pn-
trin Uicemvilnnus (Nizenweiler) prope
Dberlinrcls^ell, servus conventus nostri
per nnnos 20 et ultrn, ficlelissimus
et optirnus oUiit in culnto suo post
unclecinnm noctis Uornm cUe 14. 3ep-
temUris, nnno netntis sune 5Z. extreinn
nunctione, ceterisc^ue ss. ecclesine sncrn-
inentis rite prnemunitus. Duit is specu-
luin et exemplnr onrniunr servorurn
monnsterii, c^uos usc^ue nUeo excelluit
fickelitnte, tnciturnitnte, pntientin, obe-
clientin, reiczue lnmilinris rectn et ex-
peclitn nUministrntione, ut° inerito cle
illo clici possit: non est inventus
siiniIis i II i. Ilinc etinm illi Uictuin
fuisse n Domino pie spernmus: Du^e!
serve bone et lrclsiis, intrn in §nuUium
Domini tui. Lepultus est nU 3. Nnr-
tinum in communi coemeterio, c^uocl
sibi vivens eli^ernt, 16. 3eptemb>er
i/zz 1'- — Im Jahre 1736 eröffncte die
Tolenliste am 1. Januar morgens um 3
Uhr U. Franz. Salcsins Metzger von
Weiden (?), welcher in einem Alter von
ungefähr erst 38 Jahren der Hektik erlag;
„erat vir pinne incompnrnlnlis, ein trcff-
 
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