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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 10 (Juli)
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Morawe, Christian Ferdinand: Die Künstler-Kolonie auf der Welt-Ausstellung
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Neuer Werner-Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0226

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4q8

Neuer Werner-Schmuck.

APPLIKATION.

AUS DEM PARISER ZIMMER DER KUNSTLER-KOLONIE—DARMSTADT.

Zeiger der grossen Uhr, die mit dem grossen
Wandschrank zusammenhängt. Dieses Unter-
bringen der Uhr, das Vermeiden, sie als
eigenes, selbständiges Möbel wirken zu
lassen, ist sicher nicht glücklich, und
gleichsam der wunde Punkt in diesem In-
terieur, wir können es uns nicht verhehlen.
Christiansen hat als Hauptvertreter mo-
dernster Glasmalerei grell einfallendes Tages-
licht durch ein mächtiges Glasfenster ge-
mildert*), er hat auch den Entwurf für den
Fussboden-Teppich gezeichnet. Seine schönen
Email-Arbeiten sind von Louis Kuppenheim
in Pforzheim und Paris ausgeführt. Wie
Julius Glückert die gesammte Tischler-
Arbeit, so hat H. Emmel in Darmstadt die
gesammte Schmiede - Arbeit geliefert, und
aus der Werkstatt von Fr. Endner ist das
Christiansensche Glasfenster, auch alle üb-
rigen Verglasungen, hervorgegangen; ins-
gesammt treffliche Aeusserungen zeitge-
mässen deutschen Gewerbefleisses.

NEUER WERNER=SCHMUCK

ist auch auf der Pariser Welt - Ausstellung
vertreten. Wir bringen die hauptsächlichsten
Stücke daraus in unseren Abbildungen, an
denen leicht die Vorzüge dieser neuesten
bei Hof-Juwelier J. FI. Werner in Berlin
tadellos wie immer ausgeführten Entwürfe
O. M. Werners zu erkennen sind. Die
Formen sind durchaus edel und von einer
Grösse der Erfindung, die sie unter den
heutigen Goldschmiedearbeiten mit an die
erste Stelle stellt. Hat man diese Arbeiten
gesehen, dann ist es nicht leicht möglich

*) Vergl. die Illustration in unserem Maiheft 1. J.

sie in Zukunft zu vergessen, und es ist
immer ein Beweis von dem hohen Werthe
eines Kunstwerks, dass es fest und zugleich
wohlthuend dem Gedächtnisse sich einprägt.
Bei diesem Werner-Schmuck wird es so sein.
Sehr interessant ist, mit was für Material
der Künstler rechnet. Einerseits bevorzugt
er in richtiger Würdigung ihrer mannigfachen
und im allgemeinen viel zu gering geachteten
Schönheit bei Frauenschmuck Halbedelsteine,
deren wundervolle Farben er der Gesammt-
wirkung dienstbar macht. Andererseits geht
er kühn über das bisher fast ausschliesslich
zu Hülfe genommene Glas bei Zier- und
Gebrauchsgeräth hinaus, und setzt an dessen
Stelle anderes Material, z. B. Bernstein. Eine
Dose aus Bernstein und Elfenbein, geziert
mit Silber oder gefärbten Goldornamenten in
den vorhin besprochenen mächtigen, ruhigen
Formen, welch' herrliches Stück giebt uns
das! Der von uns Kindern des reichlich
nüchternen Maschinenzeitalters so bewun-
derte, als fabelhaft bestaunte grandiose Luxus
der Antike lebt da wieder auf, der Luxus,
von dessen Wiederholung in den Zeiten der
Renaissance wir einen einigermaassen fass-
lichen Begriff bekommen beim Durchwandern
der Schatzkammern alter Fürstengeschlechter,
der Museen und derjenigen der Reichen
dieser Erde. Und wenn sich dieser neue
künstlerische Luxus der Gegenwart auch
formal einfacher geben mag, als er aus jenen
alten Zeiten zu uns spricht — das Heran-
ziehen einfach-edlen Materials stellt ihn jenem
Vergangenen gleich. Eine simple Zucker-
dose — aus Bernstein! Oder ein Stück, wie
die unter dem Titel »Die Sonne« abgebildete
Elfenbein-Figur, welcher Reichthum, welche
 
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