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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Rapsilber, Maximilian: Ernst Moritz Geyger
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0052

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Ernst Moritz Geyger.

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Betrachtet man daraufhin die einzelnen Werke,
so wird der Kinderfreund bis ins Innerste
erfreut und ergriffen werden. Man mag
hinschauen, wo man will, auf dieses Künstler-
Werk, überall erblüht eine seltene Fülle, ein
quellender Reichtum und eine Universalität
des Schaffens, die heute wohl kaum ihres
Gleichen findet, und dabei mag man sich
vergegenwärtigen, dass hier nicht alle Werke
ln das Bereich der Betrachtung einbezogen
sind und dass der Künstler seine endgültige
Kulmination noch vor sich hat.

Die letzte Gruppe der fertiggestellten
Arbeiten fällt wieder in das Reich der
Tierplastik. Zuerst die beiden Bärenbrunnen,
von denen der eine in Breslau aufgestellt
■St Sie sind in Granit
und Bronzeguss aus-
geführt. Es handelt
sich in beiden Fällen
um den bösartigen,
zerstörungswütigen,"
aber gar karakte-
ristischen Malayen-
bär. Man beobachte
hier die Grösse der
Plastik, die urwüch-
sige Kraft, die Eigen-
art der Silhouette und
dazu das absolut Ge-
schlossene und Freie
und Sichere in der
frappant gemeisterten
Form. Was für eine
Pierkenntnis und was
für ein hingebendes
Studium gehört dazu,
um zu dieser Souve-
ränität des Bildens
Zu gelangen! Die
gleiche Wahrneh-
mung machen wir an
der Affen - Fontäne
des Jahres 1903. Man
denke sich, dass die
aufgehobene Schild-
kröte die neugierige
Meerkatze mit einem
kräftigen Wasser-
strahl bewillkommt

und daher das ingrimmige und ergötzliche Er-
bosen des geschwänzten Teufelskindes. Ist
dieses Werk vorzugsweise auf die Silhouette
hingearbeitet, so der Pavian mit der Neger-
Maske aus dem gleichen Jahr wieder auf
die grosse Gestaltung, auf den Monumental-
Typus, der aller bildenden Kunst letztes Ziel
ist. An Genialität und Formenreife ist dieser
grüne Mantel - Pavian in seiner Art dem
grossen Stier ebenbürtig, vielleicht tat aber
Geyger hier noch einen Schritt weiter in
der Entwickelung. Wie einerseits das Bild-
werk auf die grosse Masse, auf den architek-
tonischen Aufbau des Körpers, auf die ein-
heitliche und geschlossene Erscheinung des
Haarmantels und Schopfes angelegt ist, so

DETAIL DER GRUPPE »NILPFERD U. LÖWE«. MODELLIERT 1-888', ZISELIERT [89O—1894.

1901. VII R.
 
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