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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Zimmermann, Ernst: Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0326

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Die Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung.

dem individueller Auffass-
ung nutzbar zu machen.
Wenn jemals Zolas Aus-
spruch, dass Kunst ein
Stück Natur, gesehen
durch ein Temperament,
sei, richtig ist, so ist er
es für die künstlerische
Fotografie. Nur in diesem
Sinne kann überhaupt die
Kunst in der Fotografie
in der Hauptsache tätig
sein. Wenn man von
kleinen Dingen, die man
»arrangieren«, von Men-
schen, die man »stellen«
kann, absieht, kann der
künstlerische Fotograf nur
das geben, was er sieht,
kann nichts ganz hinzu-,
kaum etwas hinwegtun
innerhalb des Ausschnittes
der Natur, den er zu
einem Kunstwerk ge-
stalten will. Aber — und
hier beginnt das eigentlich
Künstlerische seiner Tätig-
keit — er hat zunächst das
Recht der freien Auswahl:
er kann in der Natur wan-
dern oder warten, bis ihm
ein Stück derselben durch
den Gegenstand, wie durch
die Einwirkung von Luft und Licht sich
so darbietet, dass ihm die natürliche Er-
scheinung auch eine künstlerische zu sein
scheint. Wird dann geknipst, so ist der
erste Anfang gemacht, um eine momentane
Erscheinung, die sich dem individuellen
Empfinden eines einzelnen Menschen als eine
künstlerische gab, dauernd auch für das
Kunstempfinden aller aufzubewahren.

Doch schon bei dieser scheinbar rein
mechanischen Fixierung beginnt die Möglich-
keit der individuellen Differenzierung, dank
der besonderen Eigentümlichkeiten der Foto-
grafie, die wissenschaftlich als Fehler, künst-
lerisch nur als Tugenden anzusehen sind.
Es ist bekannt genug, dass etwas ganz
anderes herauskommt, wenn man den foto-

D. OCT. HILL \—PERTH.

Bildnis einer Dame.

grafischen Apparat für den Vorder-, als
wenn man ihn für den Hintergrund scharf
einstellt. Einer von beiden verschwimmt und
wird zum Beiwerk, das dem anderen Teile,
der Hauptsache wird, sich künstlerisch unter-
ordnet. Dann steht zu gleichen Zwecken
die verschiedenartige Wirkung der Belichtung
zur Verfügung, jene Eigentümlichkeit der
Fotografie, die Valeurs oder Tonstärken der
verschiedenen Farben und auch die Licht-
unterschiede nicht so wiederzugeben, wie
unser Auge sie in der Natur empfindet.
Auch hier gibt es bekanntlich ganz andere
Resultate, wenn man die Belichtung für die
Wiedergabe von Blau oder Rot, von hell oder
dunkel vornimmt. Auch hier findet eine Unter-
ordnung statt, diesmal in den Tonstärken,
 
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