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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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A. R.-R.: Fritz Zeymers "Haus G." in Währing
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0476

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Fritz Zeymers »Haus G.« in Währing.

ARCHITEKT FRITZ ZEYMER —WIEN.

»HAUS G. IN WAHRI.NG« GARTENSEITE.

doch höchstens in dem Sinn, daß wir danach
erkennen, wie er sich mit dem Fatalsten, mit
den Bedingungen des Raumes und vielleicht
gar den Launen des Auftraggebers abgefunden
hat, ohne allzuviel von den Forderungen der
ewigen Kunst hinzugeben. Auch nicht die Ver-
hältnisse, die meist festgelegt sind, noch minder
die Ausführung, die ihre Weisungen vom End-
zweck empfängt und desto geglückter ist, je
vollkommener sie ihn zum Ausdruck bringt und
sich ihm unterordnet. Hauptsächlich im Detail
kann er sich behagen, bekunden, ausleben. Daß
er seinen Plan zu entwerfen verstehe, das for-
dern wir vom Architekten, soll man ihn über-
haupt beschäftigen dürfen; aber ihn sinnreich
und wiederum unaufdringlich schmücken, das
Bedürfnis, das ja unter Umständen schon durch
seine Macht einen Eindruck übt, ohne es zu
verzierlichen oder zu verkleinern mit einem
Schimmer zweckloser und dennoch schwer zu
missender Schönheit umgolden, dies kann nur
der Künstler, und je feiner und sicherer er es
vermag, desto höheren Rang müssen wir ihm
zugestehen. — Dieser Forderung, der Erhebung
des dem Bedürfnis dienenden zum Schmücken-

den, zur Schönheit, ist Fritz Zeymer nun ge-
recht geworden. Man darf natürlich unter dem
erwähnten Detail nicht etwa eine spielerische
Willkürlichkeit verstehen, eine unorganische
Applikation plastisch oder malerisch dekora-
tiver Art an Dingen des täglichen Gebrauches,
sondern diese Dinge selbst in ihrer besonderen
Gestaltung, in ihrem Verhältnis zur Umgebung,
ihrer organischen Bedingtheit, ihrer Stofflich-
keit, ihrer Form und Farbe. Das Schmückende
aus dem Notwendigen herauszuholen ist Fritz
Zeymer ganz besonders befähigt. Man sehe
sich auf den Abbildungen dieses Heftes die
Eingangslaube, die Terrassenbauten mit Ru-
stikasubkonstruktion und Balustradenabschluß
in blankweißem Verputz, die Holzvertäfelung
und das Stiegengeländer in der Wohnhalle, die
Versprießungen der Büchereischränke und der-
gleichen Einzelheiten an, und man wird sich
darüber klar werden, wie das konstruktiv Sinn-
reiche als Schmuck wirken kann und zu jenem
andern Schmuck überleitet, der vom Dienst
des Zwecks entbunden, dennoch in einem fei-
nern Sinn zweckvoll ist und von der Empfin-
dung nur ungern entbehrt wird. Der Zweck

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