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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Deutsche Schönheit: eine Betrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0025

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GÖTZ VON SECKENDORF t BE

t BERLIN.

GEMÄLDE » ODERLANDSCHAFT f

DEUTSCHE SCHÖNHEIT.

EINE BETRACHTUNG VON ALEXANDER VON GLEICHEN-RUSSWURM.

Ist auch die Schönheit nach den Begriffserklä-
rungen der Philosophen einzig und unteilbar,
so tritt sie doch in den Kunstwerken verschie-
dener Zeiten und Rassen mit veränderten äuße-
ren Merkmalen in Erscheinung. Deshalb können
wir ebensogut von deutscher Schönheit spre-
chen wie von griechischer oder italienischer
oder englischer Schönheit _ um nur die euro-
päische Völkerfamilie und deren Geschichte
herauszugreifen. Der Schönheitstypus jedes
einzelnen Landes wird deutlich in der Eigenart
der Formen, die seine Charaktereigenschaften,
Sitten und Tätigkeit am ausgesprochensten
„augenfällig" machen und damit ein Ideal in die
Sprache der Kunst übersetzen. Diesen Unter-
schied verwischte nicht einmal der nivellierende
Einfluß einer internationalen Zivilisation, ob-
wohl sie Moden, Lebensformen und selbst Welt-
anschauung fast einheitlich abgeschliffen hatte.
Skulptur und Malerei bringen in ihren höch-

sten Offenbarungen immer das Ideal der männ-
lichen und der weiblichen Gestalt zum Aus-
druck, das die Träume ihrer Generation belebt
und mit dem Bilde der sogenannt schönsten
Zeitgenossen annähernd übereinstimmt. Daß
sich dieses Ideal von Lebensalter zu Lebens-
alter ändert, liegt nicht nur im Wechsel der
äußeren Daseinsformen, der Tracht und des
gesellschaftlichen Rahmens begründet, sondern
hängt auch vom Wandel der Weltanschauung
ab, von den veränderten Ansichten über das,
was die herrschende Richtung gerade schön
und häßlich nennt. Ein Blick auf Bilder und
Statuen im Entwicklungsgang der deutschen
Kunst zeigt, wie unsere Vorfahren über ihre
eigene Erscheinung dachten, von welchen frem-
den Einflüssen sie befangen waren und was
immer wieder als Kern ihres eigensten Wesens
zutage trat. — Bei der Fülle des vorhandenen
Materials läßt sich natürlich nur auf einzelne

Okt.-Noy. 1918. 2

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