HINTERGLASMALEREIEN VON J. W. SCHÜLEIN.
Mit dem Zweck auf das als Vorläufer mo-
dern expressionistischer Kunst zu erken-
nende Bildwesen der Bauernmalerei hinzu-
weisen, veranstaltete vorigen Winter der Mün-
chener Kunstsalon „Das Reich" eine umfang-
reiche, alle Spielarten vertretende Ausstellung
von Hinterglasbildern. Den Antrieb zu dieser
Darbietung dürfte das im Münchener Delphin-
Verlag kurz vorher erschienene Buch Max Pi-
cards über „Expressionistische Bauernmalerei"
erteilt haben, in dem sich der Verfasser recht
skeptisch mit dem modernen Expressionismus
in der Malerei auseinandersetzt, dafür aber
sehr überzeugend Wertung der aus dem pri-
mären expressiven Erlebnis „Gott" gestalteten
bäurisch primitiven Glasbilder zu motivieren
versucht. Dabei ist nur festzustellen, daß sich
schon lange vor dem Erscheinen des Picard-
schen Buches die Münchener Maler und zwar
gerade die Führer einer nach neuer vergeistig-
ter Bildform ringenden Künstler wie Kandinski
und Franz Marc das Anziehende im bäurischen
Glasbild für sich entdeckt haben, diese auf
Münchener Trödelmärkten billig zu erwerben-
den Heiligen und Legendenbildchen sammelten
und in eigenen Arbeiten eine eigene Technik
auf das Glasbild zu übertragen verstanden.
Die Bauernmalerei wurde den Jungen ein An-
reger etwa wie die Negerplastik. — Bei den
angestrengten Versuchen auf Glas zu malen
reizte das neue Material zu neuen Wirkungs-
möglichkeiten.
Mit besonderem Glück hat sich neuerdings
der Landschafter Julius W. Schülein auf dem
Gebiet betätigt. Er ist der Erste unter den
Modernen, der mit einer großen Serie von
33 Glasbildern (bei Georg Caspari ausgestellt)
hervortrat. Schülein, der in seiner Formen-
sprache als Landschafter vom Impressionismus
herkommt, hat sich in organischer Fortentwick-
lung seit kürzerer Zeit die Lösung religiöser Mo-
tive zur Aufgabe gestellt. Für die Hinterglas-
malerei bevorzugt er kleine oft winzige Formate,
und erreicht nicht nur bei den im Ausdruck nach
Verinnerlichung hinzielenden Legenden und
Passionsszenen, sondern auch mit der Über-
tragung der Landschaft auf Glas eine erhöh-
te Wirkung und Festigkeit im Farbenkomplex.
Er meidet Anleihen bei der Bauernmalerei, ver-
bleibt bei seinem farbig komplizierten Land-
328
Mit dem Zweck auf das als Vorläufer mo-
dern expressionistischer Kunst zu erken-
nende Bildwesen der Bauernmalerei hinzu-
weisen, veranstaltete vorigen Winter der Mün-
chener Kunstsalon „Das Reich" eine umfang-
reiche, alle Spielarten vertretende Ausstellung
von Hinterglasbildern. Den Antrieb zu dieser
Darbietung dürfte das im Münchener Delphin-
Verlag kurz vorher erschienene Buch Max Pi-
cards über „Expressionistische Bauernmalerei"
erteilt haben, in dem sich der Verfasser recht
skeptisch mit dem modernen Expressionismus
in der Malerei auseinandersetzt, dafür aber
sehr überzeugend Wertung der aus dem pri-
mären expressiven Erlebnis „Gott" gestalteten
bäurisch primitiven Glasbilder zu motivieren
versucht. Dabei ist nur festzustellen, daß sich
schon lange vor dem Erscheinen des Picard-
schen Buches die Münchener Maler und zwar
gerade die Führer einer nach neuer vergeistig-
ter Bildform ringenden Künstler wie Kandinski
und Franz Marc das Anziehende im bäurischen
Glasbild für sich entdeckt haben, diese auf
Münchener Trödelmärkten billig zu erwerben-
den Heiligen und Legendenbildchen sammelten
und in eigenen Arbeiten eine eigene Technik
auf das Glasbild zu übertragen verstanden.
Die Bauernmalerei wurde den Jungen ein An-
reger etwa wie die Negerplastik. — Bei den
angestrengten Versuchen auf Glas zu malen
reizte das neue Material zu neuen Wirkungs-
möglichkeiten.
Mit besonderem Glück hat sich neuerdings
der Landschafter Julius W. Schülein auf dem
Gebiet betätigt. Er ist der Erste unter den
Modernen, der mit einer großen Serie von
33 Glasbildern (bei Georg Caspari ausgestellt)
hervortrat. Schülein, der in seiner Formen-
sprache als Landschafter vom Impressionismus
herkommt, hat sich in organischer Fortentwick-
lung seit kürzerer Zeit die Lösung religiöser Mo-
tive zur Aufgabe gestellt. Für die Hinterglas-
malerei bevorzugt er kleine oft winzige Formate,
und erreicht nicht nur bei den im Ausdruck nach
Verinnerlichung hinzielenden Legenden und
Passionsszenen, sondern auch mit der Über-
tragung der Landschaft auf Glas eine erhöh-
te Wirkung und Festigkeit im Farbenkomplex.
Er meidet Anleihen bei der Bauernmalerei, ver-
bleibt bei seinem farbig komplizierten Land-
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