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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Deutsche Schönheit: eine Betrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0027

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Deutsche Schönheit.

sch lacherlich- Wer sehen will, wie der deut-
füh Unstler heute die Welt und ihren Ver-
pfortr S1Cht' dar£ nicht mehr an die Kirchen-
blätt gC D' ef muß in den fügenden Witz-
en sich umschauen, in den Ausstellungen

SclX? Cr Maler und Bildhauer. Deutsche

katur , v °rt Wie hier- im Bild- in der Kari"
Stufp' Kunstwerk vielleicht auf der gleichen

in rT* W\Dn man Zeit- Umstände und Material
n Betracht zieht.

LockT^V Der Verführer mit gekräuselten
artid.n' ?< Siertem Gesicht und einem hemd-
ewif di ,^tnde an^tan. Doch er hat den

dessenNt b*nden Zug eines Menschen<
Den Mi a* Slcriin Genüssen ausleben möchte.
umsDieH SemerPartnerin -der schönen Welt"
Bekennt S-USSes,teS Lächeln. Dasselbe armselige
a«s das,^ VOn der gotischen Steinfigur
K"eg vo en,Sensationsirohen Jahren vor dem
farbid anW ■ if P,akatschönheit, von jedem
e^e Freud DKen "Weiberbild" ausstrahlte,
am Genuß * ° Heiterkeit, ein Verkennen
"»enschlicher Schönheit. Damals war

es ein Verbrechen, Freude am schönen Men-
schen zu empfinden und das traurige Wort
„schön wie die Sünde" klingt aus den Zeiten
unnatürlicher Abkehr vom Leben bis zu uns.
Aus den sensationslüsternen Zeiten aber, die
jede Schönheit mit Spott und Hohn abfertigen
wollten, hören wir noch immer das irreführende
Wort „Schönheit ist Kitsch". Darüber hinaus-
zukommen ist nur möglich durch richtige Er-
kenntnis des Schönen, des Schönen in der Ei-
genart — für uns also der deutschen Schönheit.

Heute verlangt die Freude am schönen Men-
schen nach künstlerischem Ausdruck, frei von
Mode und Gewand, jedoch den Eigentümlich-
keiten der Zeit- und Rasse-Anforderung ent-
sprechend: schlank und hochgewachsen, gleich-
mäßig ausgebildet, aber beseelt und durch-
geistigt, wie es noch vor wenigen Jahren weder
die Sportsgestalten noch die „verführerischen"
Plakatschönheiten gewesen. Fast wundern wir
uns, daß sie vor kurzem solch anziehenden
Eindruck machen konnten, ebenso wie es uns
dünken will, daß die „Lust der Welt" amMün-

VICTOR SURBIK-BERN. GEMÄLDE »BESCHAULICHKEIT«




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