Der Maler Julius Hüther.
JULIUS HUTHER— MÜNCHEN,
GEMÄLDE »HIRTEN-JUNGEN«
mehr dem Figürlichen zugewandt und eine ganze
Anzahl lebensgroßer Figuren, auch Kompositio-
nen von mehreren großen Gestalten — mit Vor-
liebe Akte von Farbigen, dazu eine Reihe von
religiösen und profanen Bildern gemalt. Am
liebsten studiert er seine nackten Modelle im
freien Licht und man darf es schlechthin wunder-
bar nennen, mit welchen Hilfsmitteln er sich zu-
frieden gibt, um nur das schaffen zu können,
was sein Künstlerauge reizt. Er stellte seine
Modelle auf den schmalen Balkon vor seiner
Werkstatt, bediente sich kaum einer Staffelei,
sondern legte lieber den Keilrahmen mit der
Leinwand auf den Boden und malte so in der
denkbar unbequemsten Stellung — das Fieber
des Schaffens hilft ihm über alle Schwierig-
keiten solchen Arbeitens hinweg. Sein Sich-
bescheidenkönnen, sein froher Verzicht auf
jeden Luxus der Hilfsmittel erinnert an die Be-
gnügsämkeit unserer alten deutschen Meister,
wie sie uns etwa in den niederen und engen
Räumen des Nürnberger Dürerhauses anspricht
und rührt. — Welche Lichtwunder der schön-
heitsfrohe Künstler auf dem Balkon seinerWerk-
statt erlebte, sah man so recht in der letzten
Münchener Jahresausstellung im Glaspalast, wo
er eine Anzahl von Einzelfiguren, Akten und
Halbakten ausgestellt hatte — ein paar davon
sind ja auch hier abgebildet. Der beste schwarz-
weiße Druck gibt freilich gerade von dem kaum
Etwas wieder, was das Bezeichnende von Hü-
thers Kunst ist. An jenen Gestalten war ja beson-
ders zu bewundern, wie sicher und einheitlich
derMaler verschiedene Lichtstimmungen auf den
Körper gab, die er bald rosig überstrahlt, bald
in brennend goldgelbem Licht und dann wieder
in kühlen feinen Tönen malte, wie eben der
Himmel auf seine Modelle niederstrahlte. Mit
besonderer Vorliebe malt er die Schwarzen —
einen Kamerunneger, eine schlank gewachsene
Sudanesin, hielt er so in den verschiedensten
Stellungen auf der Leinwand fest. Die Schön-
heit der dunklen Haut hat wohl kaum Einer je
besser malerisch ergründet. Er sieht diese exo-
tischen Leiber durchaus nicht in einem mono-
tonen Schwarzbraun, sondern in einer Farben-
fülle, wie sie ein weißer Menschenleib nie auf-
weist, sieht sie mit kalten bläulichen Lufttönen,
mit tiefen warmen Schatten und mit heißen,
durchsichtigen Reflexen, in einer ganz pracht-
vollen Plastik, die rein durch den farbigen Reich-
tum gewonnen ist. Auf großen Tafeln hat er
auch Gruppen solcher dunkelhäutiger Menschen
zusammengestellt. Man möchte beim Ansehen
JULIUS HUTHER— MÜNCHEN,
GEMÄLDE »HIRTEN-JUNGEN«
mehr dem Figürlichen zugewandt und eine ganze
Anzahl lebensgroßer Figuren, auch Kompositio-
nen von mehreren großen Gestalten — mit Vor-
liebe Akte von Farbigen, dazu eine Reihe von
religiösen und profanen Bildern gemalt. Am
liebsten studiert er seine nackten Modelle im
freien Licht und man darf es schlechthin wunder-
bar nennen, mit welchen Hilfsmitteln er sich zu-
frieden gibt, um nur das schaffen zu können,
was sein Künstlerauge reizt. Er stellte seine
Modelle auf den schmalen Balkon vor seiner
Werkstatt, bediente sich kaum einer Staffelei,
sondern legte lieber den Keilrahmen mit der
Leinwand auf den Boden und malte so in der
denkbar unbequemsten Stellung — das Fieber
des Schaffens hilft ihm über alle Schwierig-
keiten solchen Arbeitens hinweg. Sein Sich-
bescheidenkönnen, sein froher Verzicht auf
jeden Luxus der Hilfsmittel erinnert an die Be-
gnügsämkeit unserer alten deutschen Meister,
wie sie uns etwa in den niederen und engen
Räumen des Nürnberger Dürerhauses anspricht
und rührt. — Welche Lichtwunder der schön-
heitsfrohe Künstler auf dem Balkon seinerWerk-
statt erlebte, sah man so recht in der letzten
Münchener Jahresausstellung im Glaspalast, wo
er eine Anzahl von Einzelfiguren, Akten und
Halbakten ausgestellt hatte — ein paar davon
sind ja auch hier abgebildet. Der beste schwarz-
weiße Druck gibt freilich gerade von dem kaum
Etwas wieder, was das Bezeichnende von Hü-
thers Kunst ist. An jenen Gestalten war ja beson-
ders zu bewundern, wie sicher und einheitlich
derMaler verschiedene Lichtstimmungen auf den
Körper gab, die er bald rosig überstrahlt, bald
in brennend goldgelbem Licht und dann wieder
in kühlen feinen Tönen malte, wie eben der
Himmel auf seine Modelle niederstrahlte. Mit
besonderer Vorliebe malt er die Schwarzen —
einen Kamerunneger, eine schlank gewachsene
Sudanesin, hielt er so in den verschiedensten
Stellungen auf der Leinwand fest. Die Schön-
heit der dunklen Haut hat wohl kaum Einer je
besser malerisch ergründet. Er sieht diese exo-
tischen Leiber durchaus nicht in einem mono-
tonen Schwarzbraun, sondern in einer Farben-
fülle, wie sie ein weißer Menschenleib nie auf-
weist, sieht sie mit kalten bläulichen Lufttönen,
mit tiefen warmen Schatten und mit heißen,
durchsichtigen Reflexen, in einer ganz pracht-
vollen Plastik, die rein durch den farbigen Reich-
tum gewonnen ist. Auf großen Tafeln hat er
auch Gruppen solcher dunkelhäutiger Menschen
zusammengestellt. Man möchte beim Ansehen