Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

DOI Artikel:
Stephani, Erich: Die Bildende Kunst nach dem Kriege, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0093

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die bildende Kunst nach dem Kriege.

wcian bernhard—e

»schränke im ankleidezimmer«

jebnis" ist {ür ihn, zu sehen, daß so etwas mög-
llcn ist. Und er bereitet sich auf höhere Er-
scheinungen. Wird der Krieg sie ihm bringen?

Die bisherigenErfahrungen sprechen dagegen.
Jpgegen spricht auch der geschilderte, durch
den Krieg rein äußerlich unterbrochene Ent-
wicklungsgang, dagegen das noch lange nicht
genügend geschulte übersinnliche Anschauungs-
vermögen, das im Stande sein müßte, einen
verhältnismäßig abstrakten Gegenstand, wie
?twa eine historische Szene auf dem Schlacht-
'elde mit allen den mannigfachen geistigen Be-
hningen zwischen den auftretenden Personen,
auf eine Bildvorstellung im Sinne des vorkrie-
genschen Kunstprogrammes zu bringen. Es ist
mcht abzusehen, warum für die bildende Kunst
!n detn Entwicklungsstadium und mit den Idea-
en, Wie wir sie beim Ausbruch des Krieges an
'hr bemerken, das Schlachtfeld, das Lazarett,
^er Leichnam am Wege, das Soldatengrab, die
pe Frierender, Hungernder, Trauernder, die
^ruppen singender, spielender, schlummernder

Soldaten, warum alle diese Dinge, die uns der
Krieg beschert, und aus denen vielleicht die
Dichtung ihre Anregungen nehmen mag, eine
besondere Fundgrube für den vorkriegerischen
bildenden Künstler, wie wir ihn sehen, dar-
stellen sollten — dessen Erschütterungen aus
einer so ganz anderen Welt stammen. Denn hier
ist nicht die Rede von einem impressionistisch
zurechtgemachten Naturabklatsch mit theatra-
lischer Gruppierung, wie uns die nachkriege-
rische Zeit sie weder zum Beifall der Künstler,
noch zur ehrlichen Zufriedenheit der Auftrag-
geber sicherlich bescheren wird. Hier ist die
Rede von jenen stillen, ernsten, in sich ruhen-
den Gebilden, in denen die Bedingungen reali-
siert sind, unter denen das sehende Bewußtsein
die übersinnliche Einheit erfaßt und einem
Grade von Gewißheit als dem Zielpunkt der kom-
positorischen Tätigkeit entgegenführt, wie wir
sie, freilich unter Zugrundelegung einer ganz an-
deren synthetischen Einheit, der geometrischen
Abhängigkeit zusprechen, (schluss siehe s. 115).

79
 
Annotationen