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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, W.: Neue Stickereien von Erich Büttner und Elsa Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0121

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ERICH BÜTTNER
E. HOFFMANN
»TRÄUMEREI«
BES: A. K. IN D.

NEUE STICKEREIEN VON ERICH BÜTTNER UND ELSA HOFFMANN.

So stark war das Mitschwingen des rein
schmückenden, dekorativen Gefühls inner-
halb des gesamten modernen Kunstwillens, daß
selbst noch bis in die eigenwilligsten Schöp-
fungen expressionistischer Kunst hinein dieses
allgemeine Schmuckgefühl durchzuspüren ist.
Für eine neue selbständige Organisierung der
Bildtafel hat allerdings das Kunstgewerbe wert-
volle Vorarbeit getan. Die höhere Struktur
von Farben und Formen, eben jenes dekorative
Bild, konnte eine kraftvollere Einheit des Ge-
fühls und Anschauungserlebnisses offenbaren.
Allein, wo nicht immer jene seelische Einheit
dahinter stand, wandelte sich die dekorative
Form in ein ästhetisches Kriterium. Und mit
dem Wort „kunstgewerblich und dekorativ"
trifft man oft eine empfindliche Blöße der

Malerei. Umgekehrt war es jedoch viel seltener,
das Kunstgewerbe sich dem harten Stilzwang
der Zeit entwinden zu sehen und mit den
freieren Spielen glücklicher Bildlust zu tummeln.
Besonders hatte sich die Stickerei oft allzuwil-
lig in den tektonischen Zwang bloß schmücken-
der Rhythmen eingefügt. Das Arrangement
nach bloß augenfälligem Zusammenhang von
Farbe und Form triumphierte.

Um so erfreulicher ist es, in den neuen Ar-
beiten von Erich Büttner und Elsa Hoffmann
den freien Mut eines unzünftigen Kunstgewerbes
und die muntere Phantasie eines Malers über
die Grenzen seiner Ölbildmalerei launig spielen
zu sehen. Daß alles in diesen Arbeiten, inhalt-
lich wie technisch, so ganz unraffiniert ist,
daß sie weder Malerei noch kunstgewerbliche

• Oktober 1918. 12
 
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