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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Edschmid, Kasimir: Josef Eberz, Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0156

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Josef Eberz—Darmstadt.

JOSEF EBERZ—DARMSTADT. GEMÄLDE »KLAGE«

heit geht. Die kann dann wundervoll werden,
auch dies kann große Kunst werden. Aber der
Pendel schwingt immer durch Gefahr, eh er
oben zur Größe ausschlägt. Namen an diesem
Ort: Pompejanisches, Byzantinisches, Giotto,
Präraffaeliten, Puvy de Chavannes, Franz Marc.
Oberflächlich gesprochen, wäre vielleicht das
Wort lyrisch beizufügen oder zu reden von der
schönen und primitiven Idylle dieses Daseins.

Der Pendel geht durch Gefahr: das Dekora-
tive. Nach dieser Überwindung erst kommt die
Vollendung. Kein Zweifel aber, daß jedes
Hängenbleiben unten ein Versagen, jedes Ex-
periment neue Gefahr, jede Manier sofort wie-
derDekoration wird. Nur der große Aufschwung
treibt nach oben. Nur das ungehemmt Schöp-
ferische bringt die schöne Fläche, die konstruk-
tionslos sich in die Rhythmen ureigentlicher
Harmonie hinein spielt. Maler der Fläche sind
immer in erster Linie Kämpfer gegen das De-
korative. Den ganzen Kampf, das öftere Über-

winden, das häufige Zurückfallen, das ganze
vibrierende Schwanken im Ausschlag des Pen-
dels . . . ein Musterbeispiel: Josef Eberz.

Er kommt aus der Hölzelschule. Das heißt aus
der Theorie. Aus Calcul, das sich qualvoll müht
das Unfaßbare zu formen — das formbar nur ist
aus der Kraft und dem Geist. Er ringt sich als
einziger (außer etwa Pellegrini) zu Originalität
durch. Holzel geht den Weg der intellektuellen
Raumaufteilung weiter bis zu dem Glasfenster,
ein konstruktiver Nihilismus der Farbe, der bei
diesem Gegenstand dann allerdings wundervolle
Lösungen bringt. Der große Raum im Hause
eines unserer vorzüglichsten Mäzene, bei Bahl-
sen in Hannover, zeigt den großzügigen Effekt.
Eberz dagegen entwickelt aus den hinundher-
geteilten Flächen langsam seine Kompositionen,
Vorwürfe oft und wesentlich religiöser Art.
Noch teilt jedoch das Kreuz zu auffällig die
Fläche, noch ist der Jesus mehr eine Folge der
Anordnung im Bilde als des religiösen Gefühls.
 
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