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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Edschmid, Kasimir: Josef Eberz, Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0162

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Josef Eberz—Darmstadt.

josef eberz—darmstadt.

gemälde »bauplatz« 1910.

niger an Zahl konzentriere und mehr in den
Hintergrund des Raums (und der Seele) hinein-
male als in die Fläche. Auch die sublimste
Leichtigkeit verlangt Gehalt, über dem sie
schwebt. Dieser Maler ist so begabt wie we-
nige, hat den schönen Schwung der Leiber, das
gute Ineinandersichfalten der Körper, der Bäume
und der Landschaft, erlesene Farbe und, wenn
das Pendel hochschwingt, Inbrunst des Erleb-
nisses. Hier sei er sparsam, verdichte dies alles
und es werden Bilder von in Deutschland sel-
tener Grazie des Pigments und der Gesinnung.
Dies wird der Weg sein. Wo in so außerordent-
lich fruchtbarem Arbeitskreis das Pendel durch-
schwang zur Höhe, sind außerordentliche Bil-
der, Christusse mit leuchtenden Farben, still in
sich glühende tropische Landschaften, von sanf-
ter Ekstase angeglühte Menschen. Vieles da-
zwischen in den Pausen blieb dekorativ. Blieb
schön aufgeteilte Fläche, in guten Farben ge-
gliederter Raum. Erfüllung ist in der Ma-
lerei der Fläche aber nur nach überwundener

Gefahr. Die erste Etappe ist das Dekora-
tive. Die zweite erst das Bild. Dahin aber
geht der Weg und nur dahinaus hat er Sinn, so
interessant die Schwankung des Ausschlags, so
menschlich und tapfer es auch ist, was man sieht:
wie häufig die erste Station, wie oft auch die
glückliche zweite erreicht wird. — k. edschmid.
£

Im allgemeinen ist für unsere Zeit der Wirrnis und
des Irrtums der Safj aufzustellen, daß wir nicht mit
der Ästhetik beginnen müssen, sondern mit dem Ge-
fühl. Denn wenn wir von der Wurzel warmer Lebens-
empfindungen ausgehen, gelangen wir von selbst in
einen Zustand des Künstlerischen; wenn wir aber beim
Isoliert-Artistischen beginnen, kommen wir nie zum
Ganzen und werden nur zu leicht ins Sonderliche,
Exzeptionelle und Eitle hineingeführt und dem Ge-
meinsamkeitsgedanken entfremdet, der für jede Kul-
turbestrebung das Wichtigste ist. Die Lehren der Ge-
schichte, die den notwendigen Gang der Entwicklung
vom Ethischen zum Ästhetischen zeigen, lassen sich
auch auf den Einzelnen anwenden. KARL SCHEFFLER.
*

Die Wiedergabe aller Gemälde von Josef Eberz erfolgt mit
Genehmigung der Kunsthandlung Hans Goltz—München.
 
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