Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (43.1918-1919)

Der Verzicht auf den Naturalismus.

JOSEF KBERZ.

»PIERROT«

BESITZER

P. KOWARZIK-

FRANKFURT.

oder wenigstens der gute Wille, sie zu ver-
stehen, mehr und mehr an Raum gewinnt. Es
ist ein Suchen und Tasten da, in manchen
kunstverständigen Laienkreisen, dem Wollen
dieser neuen Kunst auf die Spur zu kommen.
Das sind sehr erfreuliche Ausnahmen, aber
leider eben immer noch Ausnahmen.

Dabei tritt aber auch — psychologisch nur
zu leicht erklärlich — die weniger erfreuliche
Erscheinung zu Tage, daß auch Kreise, die von
Kunstverständnis chemisch rein sind, sich der
neuen Kunst annehmen, — weil sie nun einmal
in Mode ist. Das schadet ihrem Ansehen na-
türlich mehr, als es dem einzelnen Jünger der-
selben vielleicht nützt. Doch war das schon
immer so und wird ewig so bleiben.

Es ist ja auch beileibe nicht alles gut, ist
auch gar nicht alles „Kunst", was unter diesem

Namen, oft in Ausstellungsräumen, die einen
Ruf zu verlieren haben, geboten wird.

Aber es handelt sich doch vor allem darum,
endlich einmal ein Verhältnis zu gewinnen zu
dem, was die neue Kunst eigentlich will. Nicht
immer bloß mit Achselzucken, Kopf schütteln
oder gar mit ein paar manchmal höchst unan-
gebrachten demonstrativ abfälligen Bemer-
kungen an diesen Dingen vorbeizulaufen, wie
man es, auch vor wirklichen Kunstwerken der
neueren Schule, noch häufig in den Ausstell-
ungen beobachten kann. Damit ist nun einmal
eine Sache nicht abgetan, die auf Grund von
ganz hervorragenden Einzelwerken besonders
glücklicher Künstler, sowie schon durch den
Ernst und das jahrelange Streben, mit dem
diese den neuen Zielen sich hingeben, ihre
Existenzberechtigung nachgewiesen hat.