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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Hirsching, August: Der Verzicht auf den Naturalismus, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0172

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Der Verzicht auf den Naturalismus.

Wenn Künstler von — soweit bekannt —
völlig normalen und gesunden Sinnesempfin-
dungen, die auf naturalistischem Gebiet bereits
Hervorragendes geleistet und damit einen
Namen sich errungen haben, ihr ganzes tech-
nisches Können plötzlich über Bord werfen und
auf einmal ganz anders gearteten, völlig neuen
Zielen nachjagen, so darf man doch wohl an
ihren Ernst glauben, auf dem eingeschlagenen
neuen Weg etwas Brauchbares zu erreichen,
uad braucht in ihre Ehrlichkeit darum noch
keine Zweifel zu setzen.

Was anderes ist es, wenn junge eingebildete,
dabei vielleicht „ideal" veranlagte Ignoranten
(beiderlei Geschlechts) glauben, da anfangen
zu können, wo jene mit dem Studium aufgehört
haben, wobei dann meistens das Unzulängliche

zum Ereignis wird. Aber der Mangel an Stu-
dium, an künstlerischer Erfahrung zeigt sich in
den meisten Fällen gar bald. Und der von
irgend einem hilfsbereiten „Manager" gemachte
Eintagsruhm ist schnell vergessen.

Ich schwöre nicht unbedingt auf die Form
des „Expressionismus", wie sie bis heute
zu Tage getreten ist. Wir stehen allem An-
schein nach noch in der Entwicklung und wissen
noch nicht, in wie weit das, was bisher als ex-
pressionistische Kunst bezeichnet wurde, im
Rahmen einer späteren Kunstgeschichte abso-
lute Wertung findet und wie viel davon als —
nun einmal nicht zu umgehende — mehr oder
weniger interessante Entwicklungs- und Be-
gleiterscheinung fallen und in Vergessenheit
geraten wird und muß. (schluss auf skitk 201.)

josef eberz. »mexikanische pflanze« sammlg. g. hess, erfurt.

ALLE WIEDERGABEN DER GEMÄLDE MIT GENEHMIGUNG VON HANS GOLTZ-MÜNCHEN.
 
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