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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Das Bekenntnis in der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0201

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Das Bekenntnis in der Architektur.

sene Phrasen kündet der gleichartige Stil in
Paris. Seine gezuckerte Prätension ist jedoch
harmlos im Vergleich zu manchen monumen-
talen Verbrechen, die während des 19. Jahr-
hunderts entstanden als Zeichen eines kulturel-
len Krankheitsstoffes, einer tollen Großmanns-
sucht und Überhebung grotesker Art.

Manche Warenhäuser, manche Bahnhöfe und
ähnliche Nutzgebäude sind zwar schöne, ver-
nünftige Bauten und manches moderne Land-
oder Stadthaus plaudert angenehm vom ge-
schulten Geschmack seines Erbauers. Was von
Staatswegen entstand, war aber zumeist höchst
bedenklich, bestenfalls farblos und gedanken-

arm, stellenweise sogar, wie zumal in Italien,
von frevelhaft protziger Plumpheit.

Welch scharfe Scheidung, zum Beispiel, zwi-
schen dem alten, vornehmen und dem neuen
Rom, welcher Abgrund zwischen den Berliner
Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts und dem
Kurfürstendamm! Was jedoch für das Auge
häßlich und beleidigend wirkt, stammt aus jenem
Abgrund der Seele, wo alles Böse wohnt. Es
ist ein unmittelbares, aber beredtes Bekennt-
nis. Kein Bauherr soll sich ausreden auf schlechte
Künstler und gute mißverstandene Absichten.
Was braucht er Geduld mit schlechten Künstlern
zu haben? Ein schlechter Künstler ist schlim-

PROFESSOR R. A. ZUTT—BUDAPEST, t MADONNAFIGUR IN BRONZE«
 
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