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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, Willy: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert: Sonder-Ausstellung der Galerie Arnold, Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0232

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Deutsche Malerei im ig, Jahrhundert.

PROFESSOR LOVIS COR1NTH BERLIN, n mit grnbhmigi'ng von fritz gurlitt-bbrlin. *t GEMÄLDE »URTEIL DES PARIS« 1907.

in Deutschland allein. Der wundervolle Kopf
einer Bäuerin mit weißem Kopftuch, der der
Bremer Kunsthalle einst gehören wird, ist nur
eins von dem halben Dutzend Meisterwerken,
die die Ausstellung zeigt. Herum gruppiert sich
die Leibi-Schule, fast vollständig. Schuch und
Trübner stehen voran, besonders Schuchs
großartiges Selbslporträt (Staatsgalerie Wien)
und prachtvolle Stilleben. Mit fünf Werken ist
Trübner als die stärkste Persönlichkeit des
Leibi-Kreises vertreten, fünf weitere Werke
zeigen die hohe Energie, mit der er sich dem
impressionistischen Problem anzuschließen ver-
suchte. Ganz nah der modellierenden Kraft
des Valeurs von Leibi ist er in dem kostbaren
liegenden Akt, und der eigene Ton, den er in
den stillen Landschaften seiner späteren Periode
von echt deutscherPrägung anzuschlagen wußte,
hallt in dem „Kloster Seeon" (1892) mit einem
poetischen Klang in ein wundervolles Silber-
grau aus. Von Fritz Schider, dem Schwager

Leibis, interessiert die „Familie Leibis" mit
ihren Tonreizen von Schwarz in Schwarz. Doch
ist die Malkultur Leibis hier ohne ein förderndes
Talent müde geworden, während von Theodor
Alt ein Stilleben mit Blumentöpfen 1870wegen
seiner impressionistischen Färbung interessiert,
in dem der Valeur nicht mehr Form modelliert,
sondern sich vereinfachend zu bindenden Ton-
farben im Sinne Cezannes zusammenzieht. Ein
Bauerntanz in weichflockiger Technik holt noch
einmal die lebhafte Lichtinszenierung der alten
Münchener Palette hervor.

Am wenigsten gekannt waren die Arbeiten
von Vater und Sohn Zimmermann. Vom Vater
Reinhard zeigen zwei frühe Studien von Bauern-
stuben eine helle Färbung, die auch die Lokal-
farbe nicht so leicht in das Münchener Ton-
ensemble untergehen läßt, eine Note, die er in
den beiden großen Bildern der „Schusterbude"
(Abb. S. 222) und dem „Stiegenbau im gol-
denen Adler" zu einer Lichtfreiheit ausbaut,
 
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