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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, Willy: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert: Sonder-Ausstellung der Galerie Arnold, Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0234

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Deutsche Malerei im ig. Jahrhundert.

JULIUS SCHOLTZ t 1893. DRESDEN.

>LIEGENDER WEIBLICHER AKT« 1869.

Studien Victor Müllers. Die brausende Ge-
walt des Kompositionsrhythmus vom „Krieg"
hat die Vision Delacroix und die Farbe eine freie
monumentale Bindung. Daneben eine Balkon-
szene im munteren Gegensatz von Hell und
Farbig und andere Studien, die wieder eine
andere Note zeigen: eine Vielseitigkeit, aus der
die große Anregung, die er dem Frankfurter
Kreis gegeben hat, verständlich wird. An De-
lacroix mahnt auch die großartige Dramatik
des Reiters im Sturm von Ferd. v. Rayski
(Abb. S. 224). Wie die visionäre Kraft des
Lichtes die Bewegung des Pferdes antreibt, wie
die dunkle Masse des Gewitters demTier gleich
einem Verhängnis auf den Fersen folgt, so daß
mehr die Romantik des Erlkönig erklingt, das
ist von einer Einheit und Leidenschaft des
Dramatischen, die nur mit der suggerierenden
Gewalt jenes großen Meisters der französischen
Romantik verglichen werden können.

Unter den zehn Werken Hans Thomas
können sich die wenigsten dem malerischen
Programm der Ausstellung fügen. Daß er aber
schon vor Courbet ein eignes malerisches Sehen

sich bildete, zeigt das hochinteressante Früh-
werk eines Holzschnitzers in einer Bauernstube
aus dem Jahre 1860, das nicht nur für ein freies
unkomponiertes Licht Interesse zeigt, sondern
auch mit einem Empfinden für Valeur arbeitet,
das später anderen Empfindungen weichen
mußte. Das Porträt von Albrecht Bayersdorfer
zeigt dann aber, daß die Entwicklung vom ma-
lerischen Stil los Werke hervorgebracht hat, die
zu den größten des Jahrhunderts zählen werden.

In einem Berliner Saal, der Liebermann, Co-
rinth und Slevogt enthält, klingt die Ausstellung
mit dem Leitmotiv des malerischen Stils aus.
Als 1900 in Berlin Liebermann der unbestrit-
tene Führer eines neuen malerischen Stils
wurde, der das fünfzigjährige Primat der Mün-
chener Schule an sich riß, kamen Corinth und
Slevogt nach Berlin. Schon runden sich die
Gesamthaltungen der Farben Liebermanns
zu einem Eindruck ab, den man bei den alten
Meistern genießt. Die Gemüsehändlerin von
1874 (Abb. S. 228) hat unter den früheren
Werken den machtvollsten Klang. Auch hier
wird, so gebunden die Gesamthaltung der Farb-

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