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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Müller-Freienfels, Richard: Maler Alfred Helberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0245

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ALFRED HELBERGER—BERLIN. GEMÄLDE »SEE IM SONNENSCHEIN«

MALER ALFRED HELBERGER.

VON RICHARD MÜLLER-FREIENFELS.

Ohne Zweifel ist die Entwicklung der mo-
dernen Malerei sehr wesentlich durch den
Umstand mitbedingt, daß die Kunst, um nicht
mit der üppig aufgeblühten Photographie in
einen herabsetzenden Wettbewerb zu geraten,
sich entschlossen hat, alles Nichtphotographier-
bare, Nichtkopierhafte, kurz das Persönliche im
Bilde stärker als jemals vorher zu betonen.
Auch der Maler Alfred Helberger hat sich
um diesen Weg — fort vom Objekt zum Sub-
jekt hin — gemüht, besser noch, er sucht im
Objekt das Subjekt. Das Objekt ist ihm, wie
den meisten modernen Künstlern, nur Reso-
nanz des Subjektiven. Kunst ist ihm „Natur,
gesehen durch ein Temperament", aber mit
Nachdruck auf dem zweiten Teil dieses Satzes.

Helberger, der in der Reife des Schaffens
steht, kann heute zufrieden auf diesen Weg
zurückblicken. Von Karlsruhe ging der in Frank-
furt am Main Gebürtige aus, und seine ersten

XXII. Januar 1919. 3

Studien bewegen sich durchaus im Kielwasser
Schönlebers. Helbergers frühe Bilder halten
mit feinem, zierlichem Pinsel verträumte Stim-
mungen fest, ohne an bewußte Deformierung
der Wirklichkeit als Ausdruck subjektiven Er-
lebens zu denken. Dann beginnt die Wendung:
die Linien werden herber, die Farben werden
massiger. Das Kleine und Feine tritt zurück,
ein breiter, wuchtiger Pinsel sucht Größe, Er-
habenheit, Monumentalität. Helbergerwandert
nach Norwegen, in die Hochalpen, so hoch,
daß kaum Vegetation mehr nachkommt, ja nach
Spitzbergen fährt er, um seinem Kunstwollen
adäquate Landschaften zu finden. Und in die-
sen Landschaften findet er zugleich sich selber.
Vielleicht sind ihm der frühere Hodler, viel-
leicht auch Van Gogh und Edv. Münch Schritt-
macher gewesen auf diesem Wege. Am Ende
geht er ihn allein, ganz auf eignen Füßen. Mit
wuchtiger Hand tastet er die immanente Linie
 
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