DOI Artikel:
Müller-Freienfels, Richard: Maler Alfred Helberger
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0247
seiner Landschaften ab, verstärkt sie bis ins
Ornamentale und trägt mit breitem Pinsel un-
gebrochene Farben von intensivster Leucht-
kraft auf. Oft scheint es, als wollte die Wucht
der Linie und die üppige Macht der Farbe den
Rahmen sprengen. Oft scheinen Linie und Farbe
Selbstzweck, hinter denen das Gegenständliche
des Bildes nur noch von weitem durchschim-
mert, wie der geistige Gehalt hinter den Tönen
mancher modernen Instrumentalmusikwerke.
Diese Kunst schreit nach Freskoformat. Es ist
die stärkste Monumentalisierung der Land-
schaft, zuweilen bis zum Starren, Anorgani-
schen, Gewaltsamen gehend.
Und nun, nachdem sich in den reinen Höhen
großer Gipfel und einsamer Schneeflächen sein
Stil geklärt hat, kehrt Helberger in die Täler
zurück, wo üppige Wiesen grünen, wo Wälder
saftig schwellen und Menschen wohnen. Ein
interessantes Schauspiel (erst eine Gesamt-
ausstellung wird es in allen Akten entrollen),
wie dieser monumentale Stil neuen Gegen-
ständen begegnet, wie er sie zunächst ver-
gewaltigt und dann seiner Hand gefügig macht
ohne jede Brutalität! Blütenraine und Blumen-
wiesen eines Bodenseefrühlings, ein blaugoldner
Herbst am Rhein, ein einsamer Sommer in den
Dünen Ostpreußens, sind die Hauptetappen
dieser Entwicklung, Bilder von reifer Pracht der
Farbe und edler Einfachheit der Linie entstehen,
in denen dieüberstarkeMonumentalitätfrüherer
Werke gemäßigt ist zur Harmonie, der auch die
zarten und duftigen Töne sich willig einfügen.
Zugleich aber fühlt sich der Maler, der bisher
vor allem um Landschaften geworben, obwohl
gelegentlich auch prächtig dekorative Blumen-
und Zierstücke entstanden sind, reif und stark
genug, den Menschen zu erobern. Er überträgt
seinen an den Linien großer Berge und weiter
Flächen geformten Stil auf das Menschenantlitz,
und der Erfolg ist erstaunlich. Herb, streng
und gehalten erstehen seine Menschen, mehr und
mehr verinnerlicht bei voller Wahrung der kraft-
vollen Form und der Größe der Auffassung.
Helberger ist heute ein Vierziger. Eine reiche
und folgerichtige Entwicklung liegt hinter ihm.
Sie liegt auch noch, gerade der Anstieg seiner
Kunst in den letzten Jahren beweist es, vor
ihm. Wir grüßen in ihm einen Künstler, der
Zukunft in sich trägt............. r. m.-f.
233
Ornamentale und trägt mit breitem Pinsel un-
gebrochene Farben von intensivster Leucht-
kraft auf. Oft scheint es, als wollte die Wucht
der Linie und die üppige Macht der Farbe den
Rahmen sprengen. Oft scheinen Linie und Farbe
Selbstzweck, hinter denen das Gegenständliche
des Bildes nur noch von weitem durchschim-
mert, wie der geistige Gehalt hinter den Tönen
mancher modernen Instrumentalmusikwerke.
Diese Kunst schreit nach Freskoformat. Es ist
die stärkste Monumentalisierung der Land-
schaft, zuweilen bis zum Starren, Anorgani-
schen, Gewaltsamen gehend.
Und nun, nachdem sich in den reinen Höhen
großer Gipfel und einsamer Schneeflächen sein
Stil geklärt hat, kehrt Helberger in die Täler
zurück, wo üppige Wiesen grünen, wo Wälder
saftig schwellen und Menschen wohnen. Ein
interessantes Schauspiel (erst eine Gesamt-
ausstellung wird es in allen Akten entrollen),
wie dieser monumentale Stil neuen Gegen-
ständen begegnet, wie er sie zunächst ver-
gewaltigt und dann seiner Hand gefügig macht
ohne jede Brutalität! Blütenraine und Blumen-
wiesen eines Bodenseefrühlings, ein blaugoldner
Herbst am Rhein, ein einsamer Sommer in den
Dünen Ostpreußens, sind die Hauptetappen
dieser Entwicklung, Bilder von reifer Pracht der
Farbe und edler Einfachheit der Linie entstehen,
in denen dieüberstarkeMonumentalitätfrüherer
Werke gemäßigt ist zur Harmonie, der auch die
zarten und duftigen Töne sich willig einfügen.
Zugleich aber fühlt sich der Maler, der bisher
vor allem um Landschaften geworben, obwohl
gelegentlich auch prächtig dekorative Blumen-
und Zierstücke entstanden sind, reif und stark
genug, den Menschen zu erobern. Er überträgt
seinen an den Linien großer Berge und weiter
Flächen geformten Stil auf das Menschenantlitz,
und der Erfolg ist erstaunlich. Herb, streng
und gehalten erstehen seine Menschen, mehr und
mehr verinnerlicht bei voller Wahrung der kraft-
vollen Form und der Größe der Auffassung.
Helberger ist heute ein Vierziger. Eine reiche
und folgerichtige Entwicklung liegt hinter ihm.
Sie liegt auch noch, gerade der Anstieg seiner
Kunst in den letzten Jahren beweist es, vor
ihm. Wir grüßen in ihm einen Künstler, der
Zukunft in sich trägt............. r. m.-f.
233