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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Schaefer, Karl: Dänemark und wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0258

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Dänemark und wir.

D.W.B.-AUSSTELLUNG IN KOPENHAGEN.

»RAUM FÜR KLEINKUNSTGEWERBE«

ser früheren Jahrhunderte vom deutschen Nor-
den nach Jütland und Seeland hinüberführen.
Die heutige Kultur des dänischen Volkes hat
ihre Grundlagen in der sehr bewußten Selb-
ständigkeit, mit der seit 1850 etwa in steigen-
dem Maße eine große Zahl von Malern, Archi-
tekten und Kunsthandwerkern an der Arbeit
ist, aus dem Volksleben und aus der einfachen,
schlichten aber doch so starken eigenartigen
Natur des Landes ihre eigene Welt zu schaffen.

Die jungen Maler gehen nach Paris, begeistern
sich an Millet oder Bastien Lepage und finden
den Anschluß an die kultivierte Ausdrucks-
weise und Technik der Franzosen. Aber wenn
sie nach Hause kommen, sind sie Dänen und
werden nicht müde, die Hütten und Höfe, die
Bauern, Fischer und Bürger ihres Volkes dar-
zustellen. Das theaterhafte Pathos der falschen
Historienmalerei hat in dem realistisch nüchter-
nen Wirklichkeitssinn des Volkes einen kräf-
tigen Feind, gegen den es nicht aufkommen
kann. Deshalb geht auch die Entwickelung
ruhig und ohne das in Deutschland unvermeid-

liche Getöse des Parteikampfes der Kunstrich-
tungen vor sich. Und die stille Abgeschlossen-
heit des Landes stärkt diesen Zug nationaler
Eigenart. So haben Vermehren und Dalsgaard
und unter den neueren Viggo Johansen ihr
Volk geschildert, und der treffliche Severin
Kröyer stellt mit seiner vielseitigen, reichen
Begabung in seinem Lebenswerk voll frucht-
barster Arbeit die Bekrönung dieser dänischen
Kunst der letzten 30 Jahre dar.

Mehr noch als in der Malerei begreift man
die technische Vollendung und die Güte alles
Handwerklichen in der Arbeit der Architekten.
Der Däne liebt und pflegt die sparsamen Reste
seiner alten Baukunst. Eine weitverzweigte
Organisation, die dem National-Museum unter-
steht, sorgt für eine mustergültige Denkmal-
pflege , der keine alte Ziegelmauer zu gering
ist, als daß man ihr nicht die verständnisvollste
Erhaltungsarbeit widmen möchte. Und aus der-
selben Grundgesinnung ist die heutige Bau-
kunst in erster Linie vortreffliches Handwerk,
Ziegelbau meist, ohne alles Pathos, von groß-
 
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