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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Beringer, Joseph August: Emil Lugo 1840-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0289

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EMIL LUGO. »GEWITTERWOLKE« 1897. BES: GEH.-RAT PAGENSTECHER—WIESB.

EMIL LUGO 1840-1902.

VON DR. J. A. BERINGER.

In Lugos Natur und Kunst bekämpfen und
durchdringen sich seine romanische Abstam-
mung und seine deutsche Wesenheit, seine von
Vaterseite her strengkatholische Erziehung und
seine von Mutterseite protestantische freie Ge-
sinnung, sein formal geklärtes typisierendes
Schönheitsgefühl und seine das Besondere bis
in die Eigenart herausarbeitende Gewissen-
haftigkeit. Klassizität und Romantik berühren
und verstricken sich in seinem Wesen. Das
war sein Unglück für die Praxis des Lebens,
indem es ihn sein Ideal so schwer erreichen
ließ; das war sein Glück für die Auskristalli-
sierung seiner ganz persönlichen Kunst, indem
es ihn unaufhörlich trieb, sein Wesen und seine
Ausdrucksmittel immer mehr zu steigern und
zu verfeinern.

Ein Blick auf die Werke und die Entstehungs-
Jahreszahlen zeigt, wie Lugo zwar den groß-
artigen Schwung seines Schauens und Gestal-
tens von den ersten Schöpfungen an in sich
trug, und wie rasch er ihn, unter schweren

äußeren Verhältnissen, aus sich heraus ent-
wickelte ; aber man sieht auch, wie tief inner-
lich er seine Werke erlebte, und wie wichtig
seiner Gewissenhaftigkeit in allem Künstleri-
schen es war, den richtigen und seinem Ideal
gemäßen Ausdruck für seine Vorstellung zu
finden; wie er die Natur in sich zum Kunstwerk
umschuf, indem er im Goetheschen Sinne die
Naturwirklichkeit zur Kunstwahrheit erhob.

Die Werke der ersten Schaffensperiode, etwa
des Jahrzehntes der sechziger Jahre, lassen
noch deutlich Lugos Verbundenheit mit der
Schirmerschule erkennen, deren bevorzugter
Schüler er in Karlsruhe gewesen war. Noch
liebt er als Landschafter das Lauschige, Gemüt-
volle, das Waldrauschend-Deutsche, das zu
einer gewissen Zeit seines Schaffens Schirmers
Stärke, Ruhm und Besonderheit war. Aber
auch hier zeigt bei Lugo schon der freie und
wuchtende Schwung der Zweige, die wohlüber-
legte und ausgleichende Kontrastwirkung in
Linienführung und Farbe, wie auch die in die
 
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