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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Beringer, Joseph August: Emil Lugo 1840-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0291

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Emil Lugo 1840-ig 02.

EMIL LUGO. GEMÄLDE »BEI OLEVANO« 1873.

BESITZERIN: BARONIN DE FIN—TÖLZ.

Kontrapunktischen wird nach der Rückkehr in
die Freiburger Heimat zwar beibehalten, aber
im Neuerleben der so ganz anders gearteten
Natur und Umgebung durch eine reichere Har-
monisierung und durch ein stärkeres Heraus-
arbeiten des Melodischen an Gestalt und Farbe
liebenswürdiger gemacht. Jedoch immer wurde
das Bildganze so feierlichst, so voll Würde und
Erhabenheit gehalten, daß die zeitgenössischen
Künstler und Kunstliebhaber dieser „über-
naturalistischen Kunst" der „Heiligen Haine",
„Schattigen Gründe" und „Weltferne" ver-
ständnislos gegenüberstanden.

Man achtete in der Zeit, da die Bildkunst
auf schematische Vereinfachung, auf den „Hieb
des Pinsels", auf das „Handwerk in der Kunst"
ausging, nicht mehr darauf oder verstand es
schon nicht mehr, wie wundervoll Lugo die
Lüfte und Wolken bildete, wie ätherisch sie
ihr himmlisches Spiel trieben, wie herrlich und
organisch seine Bäume wuchsen, wie zart und
doch majestätisch ihre Kronen im Winde sich
wiegten, wie köstlich Stauden und Blumen in

den Himmelsraum sich reckten, und wie er aus
jedem Erdenwinkel ein seliges, reines und
heiliges Paradies voll unirdischer Schönheit,
voll Glanz und Heiterkeit machte.

Als dann Lugo im letzten Jahrzehnt seines
Schaffens in München zu einer noch einfacheren,
noch klareren und den feinsten Ausdruck er-
möglichenden Vortragsweise überging — bei
vornehmster Zurückhaltung in der Aussprache,
— als er, mit seiner im Sinne der alten Meister
geführten Technik, Raum, Farbe und Form zur
edelsten Harmonie und Wahrheit in eins schmel-
zen konnte, als er seine Eigenart zur ebenso
höchsten Vollendung, wie charaktervollsten
Unterschiedenheit von der sonstigen zeitgenös-
sischen Kunst ausgebildet hatte, da entfiel der
Pinsel seiner kraftvollen Bildnerhand.*)

Eine Kunst zu schaffen, die, wie „ein feier-
licher Festtag über den täglichen Dunst erheben
konnte," dieser Traum seiner Jugend war Wirk-
lichkeit geworden; die Wirklichkeit der Natur

"I Näheres in: Emil Lugo, Geschichte seines Lebens und Schaf-
fens. Privatdruck, Selbstverlag von J. A. Beringer, Mannheim.
 
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