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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Bredt, Ernst Wilhelm: Odi profanum vulgus?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0311

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Odi prqfanum vulgusf

JOSEF BATO —BERLIN.

PROVISORISCHER ANKAUF DES WALRAF RICHARTZ—MUSEUM IN COLN.

GEMÄLDE »IM HAFENc

Sammlungen einen Wert von hunderten von Mil-
lionen repräsentieren, kann die Anklage recht
verstehen, wie viel wir an Kulturarbeit ver-
säumt, wie völlig unrentabel nahezu eben diese
Hundertmillionen für uns verwaltet wurden. —
Einwürfe wie „die Kunst ist nicht fürs Volk"

— „die Schätze sind nur für Kunstverständige"

— „die kostbaren Blätter würden durch eine
zu häufige Behandlung durch das Publikum
leiden", mögen tatsächlich bald nach der, bald
nach jeder Seite ausgelegt, berechtigt sein —
die Widerstände sind dennoch zu überwinden.
Je ärmer wir sind in der Gegenwart, um so
dringlicher ist die Forderung der bestmöglichen
Nutznießung der riesigen Fülle an Blättern un-
serer graphischen Sammlungen für weiteste
Volkskreise. — Man braucht zunächst nur mit
einem viel zu stark betonten Brauche zu bre-
chen, dem: Ausstellungen fast ausschließlich zu
veranstalten, die rein kunsthistorisch belehren.

Lohnt es wirklich der Mühe, so oft Ausstel-
lungen zu veranstalten, die ausgerechnet das
Material an Blättern vorführen, das die dauern-
den Besucher jener Sammlungen sich tagtäglich
vorlegen lassen können ? Genügt es doch ohne-
hin Forschern und Sammlern nicht, die Blätter
nur unter Glas und Rahmen zu sehen.

Die Scheu vor Ausstellungen, die rein gegen-
ständlich, kulturgeschichtlich, zeitlich, geogra-
phisch, kostümlich, beruflich, sozial, industriell,
formal etc. etc., ja auch mal gemütlich fesseln,
die die Gegenwart eng mit der Vergangenheit
verknüpfen, diese Scheu ist in den Verwaltungen
großer Sammlungen dieser Art noch immer
fast unüberwindlich. Die wenigen, glücklichen
Ausnahmen, die im Laufe der Jahre gemacht
wurden, sind uns lebhaft und erfreulich im
Gedächtnis — denn diese Ausnahmen, die
wurden von weiten Kreisen besucht, in Über-
fülle oft und mit großem ideellen Gewinn.
 
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