Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (43.1918-1919)

HERMANN

GEIBEL.

HOLZPLASTIK.

HOLZSCHNITZEREIEN VON HERMANN GEIBEL-MÜNCHEN.

Geibel trat mit seinen ersten Arbeiten kurz
vor dem Krieg an die Öffentlichkeit. Seit
dem sind ihm eine Reihe neuer Werke geglückt,
die einen beständigen Fortschritt aufweisen.
Der Künstler betont mit vollem Bewußtsein
und großem Geschick das Kubische der Form,
weiß sie aber trotzdem vielseitig zu beleben.
Mit besonderer Vorliebe widmete er sich der
Tierdarstellung. Ein sicheres dekoratives Ge-
fühl ließ ihn Bau- und Gartenplastiken ausge-
zeichnet lösen. In jüngster Zeit hat er seine
Begabung auch für die menschliche Figur er-
wiesen. Alle Arbeiten sind aus den Material-
Gegebenheiten stilvoll gestaltet und wissen auch
den poetischen Reiz des Materials auszuwerten.

Wir besprechen hier nur den Holzschnitzer
Geibel und zwar in einigen seiner allerletzten
Werke. Der sitzende Panther wirkt trotz
der geringen Größe von nur 15 cm überraschend
groß. Bei aller erstrebten Geschlossenheit, die
den Block durchfühlen läßt, offenbart das Tier
doch die geschmeidigste Beweglichkeit. Man
beachte die Kraft des geschwungenen Nackens,
die gleitenden Linien der Pranken, das federnde
Ineinander der einzelnen Körperteile, das Un-
mittelbare des Motivs. Trotz der Übersetzung
in die rauhere Natur des Holzes läßt der Künstler
das weiche Fell spüren, unter dem die Muskeln
und Knochen gelenkig spielen. Ein weiteres
Werk, die stehende weibliche Figur will

XXII. Februar 1919. 4«