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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Raphael, Max: Alexander Gerbig
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0323

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ALEXANDER GERBIG—SUHL. GEMÄLDE »DER VERLORENE SOHN«

ALEXANDER GERBIG.

Einen Künstler, der fast 2 Jahrzehnte stillen,
ungekannten, fast nur von maßgeblicher
Fachseite anerkannten Schaffens hinter sich hat,
mit 3 Bildreproduktionen und einigen Zeilen
der Öffentlichkeit vorstellen, heißt eine dop-
pelte Zumutung an das Publikum richten: die
eine an seinem guten Glauben, weil eine solche
und selbst eine weit größere Publikation nur
einen ungenügenden Ausschnitt geben kann,
der weder die einzelnen Stufen der Entwick-
lung in ihrer fortschreitenden inneren Einheit
und Notwendigkeit noch den ganzen Umfang
der verarbeiteten Stoffe mitteilt; und eine an-
dere Zumutung an den Willen des Betrachters,
diesen unumgänglichen Mangel durch intensive
BetrachtungnachMöglichkeitaufzuheben. Denn
jedes einzelne Bild enthält, wenn nicht den
ganzen Menschen, so doch die ganze künst-
lerische Art und Tendenz, deren individuelle

Eigenart vorgestellt und gewertet werden soll.
— Die gezeigten Werke entstanden, nachdem
der Künstler sich in Paris mit dem 19. und
20. Jahrhundert auseinandergesetzt, in Char-
tres die mittelalterlich-klassische Glasmalerei
begeistert studiert, in Italien dank des Villa-
Romana-Preises Renaissane und Antike —•
Giorgione, Lionardo und Pompeji — kennen
gelernt hatte. Da er, als er in die Fremde ging,
genau fühlte, was er brauchte, so mußte er es
finden. Er sah hinter der Mannigfaltigkeit der
Erscheinungen überall die eine Kunst, und so
konnte ihn Lionardo und die unbekannten Mei-
ster von Chartres und Pompeji, Giorgione,
Corot und Cezanne dasselbe lehren: wie man
die Farbigkeit eines Bildes steigern kann, ohne
die malerische Fülle der Tonwerte zu verlieren;
wie man die kubischen Massen auf der Fläche
halten kann, ohne dekorativ flach zu werden;
 
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